„Architecture Matters“ – Impulse für eine innovationsfreundliche Baukultur
Am 3. April fand im House of Communication in München die „Architecture Matters“-Konferenz statt, die Architekten, Entwickler, Politiker, Kapitalgeber und Vertreter der Verwaltung zusammenbrachte. Unter dem diesjährigen Leitthema „Less, but better“ stand die zentrale Frage im Raum: Wie lässt sich durch den Abbau bürokratischer Hürden mehr Raum für Innovationen in der deutschen Baubranche schaffen? Ein Thema, das die Branche gleichermaßen fordert und prägt.
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Ein markantes Merkmal der Veranstaltung war der interdisziplinäre Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren, der nicht nur neue Perspektiven eröffnete, sondern auch wertvolle Impulse für die Zukunft der Architektur lieferte. Besonders die wiederholte Thematisierung der Bürokratie in Deutschland zeigte auf, wie sehr diese das Potenzial zur Innovation bremst. Der Austausch zwischen Architekten, Entwicklern und politischen Entscheidungsträgern förderte ein vertieftes Verständnis für die dringende Notwendigkeit von Reformen.
Jörn Walter setzt einen klaren Impuls
Jörn Walter, ehemaliger Oberbaudirektor von Hamburg, eröffnete die Veranstaltung mit einer leidenschaftlichen Kritik an der übermäßigen Bürokratisierung des deutschen Bauwesens. In seiner Keynote forderte er: „So ein paar alte Bärte müssen wir uns wirklich mal abschneiden!“ Dabei sprach er sich für einen Abbau der Verwaltungshürden aus, insbesondere bei der Planung und Genehmigung von Bauprojekten. Dieser Ruf nach einer Vereinfachung der bürokratischen Prozesse fand bei den Zuhörern große Zustimmung.

Gesetzesdschungel und Innovation – eine kafkaeske Situation
Auch die Wirtschaftsexpertin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Julia Löhr, beleuchtete in ihrem Vortrag die oft hemmenden Wechselwirkungen zwischen Gesetzen und der Baubranche. „Wir haben uns so mit Gesetzen eingemauert, dass wir jetzt neue Gesetze machen müssen, um diese zu umgehen – eine fast kafkaeske Situation!“ – ihre scharfsinnige Analyse zeigte auf, wie die deutsche Gesetzgebung gleichermaßen eine Barriere für Innovation als auch eine Ursache für die Überregulierung darstellt.
Kristian Borret und das Konzept „Good Living“
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Kristian Borret, dem Stadtbaumeister (Bouwmeester – Maître Architecte) von Brüssel. In seiner Funktion als von der Regierung ernannter Architekt hat Borret die Aufgabe, die städtebauliche Qualität in Brüssel zu fördern. Borret erklärte: „The BMA is a government appointed official – however working in an independent position – in charge of improving the design quality of urban development projects in Brussels.“ In seiner Präsentation stellte er das Konzept „Good Living“ vor, das für ihn weit mehr ist als ein architektonischer Ansatz: Es versteht sich als eine Haltung, die die Lebensqualität in städtischen Räumen verbessern soll:
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Gustav Düsing: Umbaumaßnahmen mit Vision
Der preisgekrönte Architekt Gustav Düsing setzte mit seiner Präsentation des Umbaus der deutschen Botschaft in Tel Aviv einen weiteren Höhepunkt. Er erläuterte: „Obwohl nur der Bestand erweitert wurde, hat das Haus eine komplett neue Identität bekommen und zeigt nun die Offenheit und Transparenz, die durch die Botschaft symbolisiert werden soll.“ Das Beispiel verdeutlichte eindrucksvoll, wie durch eine sensible architektonische Intervention bestehende Strukturen eine neue Bedeutung erhalten können.

Diskussionen und Fokus-Sessions: Ein Blick in die Zukunft der Branche
Neben den Keynotes bot die Konferenz auch eine Reihe von Fokus-Sessions, in denen die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Baubranche intensiv diskutiert wurden. Besonders interessant waren Themen wie „Contech Startups“, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Bauwirtschaft sowie die Skalierbarkeit innovativer architektonischer Lösungen. Zudem wurden Fragen zu neuen Geschäftsmodellen und Werkzeugen für die Baubranche mit KI sowie zu „Radical Thinking“ behandelt, das neue Impulse für unkonventionelle Architekturansätze liefern soll.
Die Sessions zu „Frauen in der Architektur“ und „neuen Geschäftsmodellen in der Baubranche“ stachen besonders hervor, da sie einen interdisziplinären Blick auf die Branche boten und spannende Perspektiven aufzeigten. Es wurde klar, dass innovative Ansätze und neue Technologien zunehmend die Art und Weise beeinflussen werden, wie in der Architektur gearbeitet wird.
Fazit: Ein notwendiger Diskurs für die Zukunft
Insgesamt bot die „Architecture Matters“-Konferenz eine ausgezeichnete Gelegenheit, verschiedene Perspektiven auf die Herausforderungen der Baubranche zu erleben und zu verstehen, wie dringend ein Bürokratieabbau in der deutschen Baupolitik ist. Die Veranstaltung legte einen Grundstein für eine Diskussion, die über das Event hinausreicht – über die Vereinfachung bürokratischer Prozesse, die Förderung von Innovationen und die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Architektur.
Für die Zukunft der Architektur in Deutschland könnte diese Konferenz einen entscheidenden Impuls für den dringend notwendigen Wandel in der Baubranche gegeben haben.
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