1. Wie kam es zu Ihrer Begeisterung zum Thema Bier und Craftbier? Gab es da einen besonderen Moment?

Ja, es gab tatsächlich einen magischen Moment. Als Jungredakteurin war ich auf eine Veranstaltung eingeladen, bei der es amerikanisches Bier gab. Das war aber kein herkömmliches Light Lager, sondern ein modern interpretiertes Pale Ale. Als der hopfenbetonte Trunk die Zunge umspielte, war es um mich geschehen. Solch einen fruchtigen Geschmack kannte ich bis dahin von Bier noch nicht. Ich war überrascht, begeistert und vom Kreativbier-Virus infiziert. Kurz drauf startete ich meinen Craftbier-Blog feinerhopfen.com und tauchte tiefer in die Materie ein. Das ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her.

 

  1. Wenn Craftbier Ihren Beruf inzwischen so dominiert, können Sie noch besondere Biere genießen, ohne einen analytischen Ansatz?

Das ist inzwischen wirklich kompliziert. Klar, kann ich zuhause mit Freunden oder Familie noch Bier genießen, ohne eine komplette Analyse zu machen. Aber inzwischen ist das Thema Biergenuss auch im engen Freundeskreis angekommen, so dass es Spaß macht, gemeinsam über den Sud im Glas zu philosophieren. Ich erwische mich manchmal sogar im Biergarten oder auf dem Oktoberfest dabei, dass ich erst am Krug schnuppere, bevor ich den ersten Schluck nehme.

 

  1. Für andere (Craft-)Bierliebhaber da draußen: Gibt es ein außergewöhnliches Land, das Sie wegen des Biers besonders überrascht hat?

Als Journalistin, Biersommelière und Jury-Mitglied in den wichtigsten internationalen Bier-Awards bin ich viel rund um den Globus unterwegs. Durch die Craftbier-Bewegung findet man inzwischen in fast jedem Land spannende Hopfen- und Malz-Spezialitäten. Selbst auf Island, auf den Philippinen, in Afrika oder Brasilien herrscht eine coole Kreativbier-Szene mit ungewöhnlichen Suden. Nach wie vor ist jedoch das Mutterland der Craftbiere, die USA, ein Genussreise wert.

 

  1. Wenn Sie auf internationalen Bier-Wettbewerben Bier aus der ganzen Welt verkosten, machen Sie im Vorhinein eine besondere Recherche oder gehen Sie möglichst blind in die verschiedenen Wettbewerbe?

Viele Länder besitzen eigene Bierstile oder Rohstoffe, da informiere ich mich auf jeden Fall vorher. Grundsätzlich laufen solche Wettbewerbe aber blind ab. Heißt: Man weiß bloß, welche Kategorie man verkostet und nicht, welche Brauerei aus welchem Land mit welchen Rohstoffen das Bier gebraut hat, das gerade vor einem steht. Wenn es sich allerdings um die Sparte der experimentellen Sude handelt, dann wird zusätzlich angegeben, um welche besondere Zutat es sich dreht. Das können Kaffeebohnen, Kräuter oder besondere Früchte sein.

 

  1. Wenn Sie ein neues Bier verkosten, was sind die allgemeinen subjektiven und objektiven Eigenschaften, auf die Sie besonderen Wert legen?

Das hängt immer von der Situation ab. Genieße ich ein Bier zuhause mit Freunden oder Familie, dann geht es hauptsächlich darum, dass es schmeckt. Wenn ich aber professionell verkoste, dann schalte ich die subjektive Wahrnehmung aus und konzentriere mich allein auf die Inhaltsstoffe, das Aroma und die Machart.

 

  1. Für interessierte Bier-Verkoster: Was sind die Voraussetzungen für eine optimale Verkostung und was darf dabei nicht fehlen?

Zuallererst sollte man sich auf eine spannende Bierauswahl von rund fünf unterschiedlichen Sorten verschiedenen Brauereien konzentrieren. Verkostungsgläser oder auch Weingläser sind für ein Tasting ratsam. Darin können sich die Aromen besser entfalten als in einem Willibecher oder Maßkrug. Die Verkostungstemperatur sollte um die zehn Grad betragen. Probieren sollte man mit allen Sinnen. Zuerst betrachtet man die Optik, dann analysiert man den Duft und nimmt den ersten Schluck. Hier geht es dann um Mundgefühl und Aroma. Wichtig: Bier muss bei einer Verkostung immer runtergeschluckt werden, denn erst im sogenannten Finish zeigt sich die Bittere und das Bier kann sich geschmacklich noch verändern. Am besten trinkt man ein bisschen Wasser nach jedem Bier. Das neutralisiert die Geschmacksknospen und kann vor möglichem Kater schützen.

 

Fotocredit: Lisa Hantke