1. Gab es für Sie eine bestimmte Reise, nach der Sie sich dachten: „Das will ich zu meinem Beruf machen!“?

Ich bin im Rheinland, in der Nähe der Grenze zu den Niederlanden aufgewachsen. Ich erinnere mich noch gut an unsere Sonntagsausflüge, wie aufregend ich es fand, eine fremde Sprache zu hören, an Häusern vorbeizufahren ohne Gardinen an den Fenstern und als Höhepunkt beim Chinesen essen zu gehen. Ich bestellte jedes Mal Frühlingsrolle und Ente süß-sauer und träumte davon noch mehr und noch andere Länder kennenzulernen. Im zweiten Schritt habe ich alle Bücher verschlungen, die mit Reisen zu tun hatten. Seit vielen Jahren liebe ich die Bücher des für mich größten Reiseschriftstellers Paul Theroux. Wer sie liest, hat das Gefühl mit ihm gemeinsam unterwegs zu sein. Wir teilen unsere Liebe zu Afrika. Hätte ich nur noch eine einzige Reise vor mir, würde ich nicht zögern. Noch ein letztes Mal in die Serengeti.

 

  1. Wie gehen Sie vor, um besondere Restaurants und Reisetipps in einer Region oder Stadt zu finden?

Wer beruflich mit Reisen zu tun hat, ist irgendwann gut vernetzt. Noch deutlich intensiver, seit es das Internet gibt. Über die vielen täglichen Emails erfahre ich alles Mögliche – über neue Schiffsrouten, außergewöhnliche Hotels, aktuelle Kultur-Events und die neuesten Trends zum Thema Essen & Trinken. Sobald ich eine Reise plane, macht es mir besonders Spaß, aus meiner riesigen Reisebibliothek etwas Passendes auszusuchen, das mich literarisch auf die Spur bringt. Reisetipps kann man im Voraus recherchieren, aber es ist einfach etwas ganz anderes, selbst hinzufahren und sich Zeit zu nehmen, vor Ort seine eigenen Erfahrungen zu machen. Vor allem Menschen kennenzulernen.

 

  1. Nach so vielen Jahren auf der Reise: Gibt es noch einen Ort, den Sie noch nicht erkundigt haben, und der noch auf Ihrer Liste steht?

Ja, mehr als einen. Zum Beispiel Madagaskar, eine wunderschöne geheimnisvolle Insel im Indischen Ozean. Noch wenig vom Tourismus erschlossen, in jedem Fall eine richtige Reise und mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis für Menschen, die die wilde Natur zu schätzen wissen. Auf Madagaskar wächst der Baobab, mein absoluter Lieblingsbaum, der so aussieht, als würde er die Wurzeln in den Himmel halten.

 

  1. Nun Sie haben mehr als 100 Länder bereist. Gibt es eins, dem sie für immer treu bleiben?

Ohne jeden Zweifel Italien. Angefangen damit, dass es wohl kaum ein anderes Land gibt, das – von Norden nach Süden betrachtet – auf so kleinem Raum so viel zu bieten hat. Angefangen mit Südtirol – für mich ein perfekt inszeniertes Schlaraffenland mit dramatischen Bergen, die Skifahrer und Wanderer gleichermaßen begeistern. In seinem Herzen eine auf der Welt einzigartige Kulturlandschaft, in der ich am liebsten kleine Städte empfehle, wie Triest im Veneto, oder Lucca in der Toskana, oder Pitigliano in der Maremma. Mein Herz schlägt allerdings in Sizilien, eine wunderbare Mischung von Melancholie und ungebremster Lebensfreude. Ich liebe die morbide Barockperle Palermo und vor allem die Vulkaninsel Stromboli, die ich noch ohne Strom und Wasser kennengelernt habe. Dorthin werde ich immer zurückkehren.

 

  1. Haben Sie eine Lieblingsküche, die Sie gerne nachkochen?

Nachdem mein Mann der Chef in der Küche ist, fehlt mir ein bißchen die Erfahrung. Wenn ich dann doch mal an den Herd darf, genieße ich es, am Morgen auf den Markt in unserer Nähe zu gehen und mir alles in Ruhe anzuschauen, bevor ich mich entscheide. Momentan sieht man überall bergeweise Spargel, von dem ich während der kurzen Saison nicht genug bekommen kann. Und der sich auch leicht zubereiten läßt. Zum Dessert offeriere ich meinen Gästen mit Vorliebe einen exotischen Obstsalat, mit einem kleinen Schuss Rum und braunem Zucker und ordentlich Schlagsahne. Das gelingt immer! Noch ein Tipp: Wer auf seinen Reisen der einheimischen Küche möglichst nahe kommen möchte, tut das überall auf der Welt in den einfachen Nachbarschaftskneipen, traditionellen Gasthäusern und, wenn man das Glück hat, eingeladen zu werden, im Kreis einer Familie.

 

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