1. Nach drei Staffeln „Herr Raue reist“: Gibt es einen Ort, den Sie noch unbedingt (mit oder ohne die Show) besuchen möchten, um tiefer in die Esskultur einzutauchen?

Ich bin immer neugierig auf Neues und würde unbedingt gerne nach Saigon, Taipeh, NYC bei Nacht, Lima, Kopenhagen da war ich seit einigen Jahren nicht mehr… und immer wieder im Sommer nach Südeuropa, im Winter auf die Malediven… ach reisen wird mir nie langweilig, da ich alte Freunde und Bekannte treffen kann und neue Menschen und damit auch neue Erfahrungen, neue Gerichte, neue Sitten und Bräuche kennenlernen darf.

 

  1. Haben Sie ein Lieblingsgericht im Buch „Herr Raue reist“?

Das wäre den anderen 89 Rezepten fies gegenüber… es gibt aber lebensverändernde Rezepte. Seitdem ich weiß, wie man einen Caipirinha richtig macht, bin ich süchtig nach dem aromatischen Rausch dieses Elixier Rio’s, das mich mit jedem Tropfen direkt dorthin beamt. Und dann will ich auch diese warmen, saftigen und intensiven geilen Süßkartoffel Kroketten, eine ganze Schale davon!

 

  1. Gibt es eine Zutat, die Sie durch die vielen Reisen neu für sich entdecken konnten?

Unzählige Zutaten! Seit ich in México City Limetten gegessen habe, weiß ich wie gut sie schmecken können, wenn man die richtige Sorte reif werden lässt! Mir war nicht klar, dass Chaklaka in Kapstadt wirklich existiert und das es so geil schmeckt, das ist eine Mischung aus einem Eintopf und einem Relish und passt zu allem, ob Geflügel, Fisch oder Fleisch. Der seidige Dim Sum Teig in Singapur war so zart, dass ich ihn jetzt noch am Gaumen fühlen kann…

 

  1. Was würden Sie anderen empfehlen, die Gerichte aus anderen Kulturen selbst umsetzen möchten? Haben Sie irgendwelche Erfahrungswerte gesammelt, die Sie weitergeben können?

Dabei ist es generell wichtig, die richtigen Zutaten im richtigen Reifegrad zu haben. Die Limetten, die man in Deutschland kaufen kann, muss man mindestens eine Woche im Obstkorb reifen lassen, und für einen richtigen Caipirinha braucht man roh Rohrzucker, den es in jedem Biomarkt gibt, er sorgt für die schmelzende Süße. Man muss sich auch mit dem genauen Ablauf des Gerichts beschäftigen, dazu hilft es online nach Tutorials zu suchen. Beispielsweise um zu wissen, wie man in Bigos so kocht, dass man damit in Warschau eine Familie begeistern kann.

 

  1. Was hoffen Sie, dass die Leser aus dem Buch „Herr Raue reist“ mitnehmen, das in Ihren anderen Büchern nicht vorhanden ist?

Dieses Buch ist eine extrem intensive Wucht aus Bildern, Emotionen, Geschichten und Geschmäckern, extrem komprimiert und ein einziger Rausch der Sinne, der einen an 18 wunderbare Orte auf diesem Planeten, zu seinen Menschen und seiner Kulinarik bringt.

 

  1. Nachdem Sie so viele verschiedene Orte und Küchen entdecken und erkundigen konnten: Gibt es eine Landesküche, die Sie besonders inspiriert hat und nun präsenter in Ihren eigenen Kreationen sein wird?

Ich bin in den letzten Jahren soviel gereist, dass ich genau das Gegenteil beschlossen habe: ich richte die Küche im Restaurant Tim Raue gerade neu aus, wir kochen nun Berliner und Brandenburger Gerichte und präsentieren sie zeitgemäß, mit der intensiven Aromatik aus Süße-Säure-Schärfe und erzählen ihre Geschichten für all die Menschen aus der ganzen Welt, die bei uns zu Gast sind.

 

Fotocredit: Katy Wagner