Volle Kanne

Endlich Sommer! Auch wenn er in unseren Breiten ja meist nicht länger als ein paar Tage hält. Aber im Garten und auf dem Balkon steht die Gießkanne trotzdem immer griffbereit. An heißen Tagen lassen nicht nur Topfgewächse schließlich schnell die Köpfe hängen. Aber gießen will gekonnt sein. Sonst werden Blätter fleckig, Wurzeln stehen im (Wasser)Stau, Tropfen wirken wie ein Brennglas und in der Mittagshitze wirkt kaltes Wasser wie ein Schock. Wie, wann und wohin also gießen, damit die Erde ausreichend feucht bleibt?

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Es fängt schon damit an, dass man das richtige Gefäß zum Wässern braucht. Denn Gießkanne ist schließlich nicht gleich Gießkanne. Und ob sie mit oder ohne Brausekopf zu verwenden ist, ist eine Wissenschaft für sich. Falls ja – setzt man ihn so auf die Tülle, dass die Löcher nach oben oder nach unten zeigen? Die Antwort darauf und auf weitere Fragen findet man in Gartenratgebern. Die Brause beispielsweise, sollte immer dann mit den Löchern nach oben aufgesetzt werden, wenn man den Wasserschwall möglichst sanft und weit reichen lassen möchte.

Übrigens lohnt sich in diesem Zusammenhang ein Ausflug nach Illertissen. Im dortigen Museum der Gartenkultur läuft noch bis zum 7.  September eine interessante Ausstellung: Künstlicher Regen – die Geschichte der Gießgeräte. Über 800 Exponate haben die Sammler und Gründer des Museums Dieter Gaißmayer und Wolfgang Hundbiß dafür zusammengetragen. Und nicht nur das. Es ist wirklich erstaunlich zu sehen und zu lesen, was sich Menschen über Jahrhunderte alles haben einfallen lassen, um Pflanzen mit Wasser zu versorgen.

Weniger wichtig, aber dennoch bedeutend ist die Frage, ob die Kanne aus leichtem Kunststoff sein darf oder aus Metall. Echte Gartenpuristen schwören natürlich auf verzinktes Metall. Schauen beim Nachbarn argwöhnisch auf das Herkunftsschild. Und wenn “Eisen und Blechwarenfabrik G. Schneider, Feuerbach” draufsteht, wissen Sie, dass mit dem Besitzer ein echter Profi und Kenner der Materie am Werk ist. Auch die Gartenkultur hat also Statussymbole! Porsche war gestern. Es lebe die Gießkanne!

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Wer dagegen beim Schleppen der vollen Kannen nur an seinen Rücken denkt oder heimlich mitzählt, wie viel Liter kostbares Leitungswasser er schon vergossen hat, sollte für die Schlauchlösung plädieren. Auch hier hat Qualität ihren Preis, der sich mit längerer Lebensdauer rechnet. Die beste Lösung aber ist wie immer: das Problem von vornherein zu vermeiden. Sprich: standortgerechte Pflanzen zu verwenden, die auf dem vollsonnigen Balkon oder in trockener Gartenerde gar nicht erst ins Schwitzen kommen. Irgendwann öffnen sich ja wieder die Schleusen am Himmel und füllen die Wasserspeicher im Boden auf. Falls dies Ereignis tatsächlich zu lange auf sich warten lassen sollte, helfen Sie natürlich nach. Am besten frühmorgens, wenn die Luft noch kühl ist und kaltes Wasser die zarten Wurzeln nicht in Schockstarre versetzt. Bei Pflanzen mit empfindlichen Blättern wie Tomaten ist es ratsam, ohne Brause direkt auf die Erde zu gießen. Sonst kommt es leicht zu Pilzbefall. Günstig ist es auch, den Gartenboden ausdauernd zu wässern nach der Devise: wenn schon, denn schon. Denn nur so dringt das Wasser in tiefere Erdschichten vor und verleitet die Wurzeln ebenfalls in die Tiefe zu wachsen – im Idealfall bis zum Grundwasser.

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Gießen steht dieses Jahr übrigens ganz hoch im Kurs. Wenn auch in anderem Zusammenhang. An dieser Stelle einen Gruß an die dortige diesjährige Landesgartenschau unter dem Motto: Auf zu neuen Ufern! Wasser ist halt überall ein Thema.

 

Fotos © Christina Freiberg; Sabine Spiegler / Museum der Gartenkultur