Mütter & Töchter – Making of Teil 3

Mit Teil 3 des Making of schließen wir unsere kleine Serie zum Entstehen des Buches über Mutter-Tochter-Paare ab. Begeben wir uns also ein letztes Mal auf Reisen und werfen einen Blick hinter die Kulissen …

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Bei Sonia Jacobovitz in Tel Aviv
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Interview mit ihr auf der Terrasse

Bevor wir Sonia Jacobovitz, die Tochter von Charlotte Knobloch, in Tel Aviv besuchen, ziehen wir im Atelier der Fotografin Claudia von Boch Zwischenbilanz. Wie sind unsere Geschichten bisher geworden, passen die Texte zur Bildauswahl? Was fehlt uns? Wo wollen wir weiter hin? Auf alle Fälle: STEFANIE WEITER! Das steht auf meinem Airline Menü von EL AL statt meines Familiennamens Wietersheim. Ich nehme das als Ansporn, als wir nach Tel Aviv fliegen, um die Ärztin Sonia Jacobovitz zu besuchen, die in München aufwuchs, aber seit Jahrzehnte in Israel lebt. Wegen der Fotoausrüstung durchlaufen wir jede erdenkliche Sicherheitsprüfung von der israelischen Security, werden getrennt befragt, auf Sprengstoff untersucht. Stunden! Dann drei großartige, hoch spannende Tage mit Dr. Jacobovitz, die viel über ihr Leben im jüdischen Staat, die Geschichte ihrer Familie und vor allem über ihre außergewöhnliche Mutter erzählt. Wir treffen auch ihre eigene Tochter, Danielle. Wir wohnen direkt am Meer und sind ganz verliebt in die israelische Küche. Vision: wir schreiben bald ein Kochbuch, über Land und Leute! Am Flohmarkt von Jaffa machen wir unsere neuen Autorenportraits. Claudia hat mit ihrem intensiven Auge Graffitis des Künstlers Dede entdeckt, vor die wir uns stellen. Die Besucher des Flohmarkts sind so fasziniert von unserem Freiluftatelier, dass sie mit auf die Fotos wollen. Gar nicht so einfach, locker vor der Kamera zu stehen. Jacke an, Jacke aus, lächeln, ernst schauen. Puh. Schreiben ist leichter. Außerdem kein Frisör aus Paris in der Nähe, Haare nach einem Tag Interview und Meerluft eine Katastrophe, dazu leichte Sonnenallergie. Na ja, da muss später Photoshop her. In Jaffa dafür überall: Futter für die Design Augen. Wir flippen vor Glück schier aus. In unseren Berufen ist es so wichtig, viel viel viel zu sehen. Blöd ist nur, wenn einem spät nachts in Jaffa das Bargeld ausgeht und man die Kreditkarte vergessen hat. Und einen Automaten suchen muss, der EC-Karten nimmt und Schekel ausspuckt. Schaffen es endlich, hätten sonst 20 Kilometer zu Fuß ins Hotel gehen müssen. Schön blöd.

Porträt SvW
Autorenportrait vor einem Graffiti des Künstlers Dede
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Vor dem Hauseingang bei Sonia Jacobovitz

Wieder zurück in Deutschland geht es weiter zu einer großartigen Frau, die einen berühmten deutschen Namen trägt: Wir besuchen Nike Wagner in ihrer Wohnung, ihrem Arbeitsbau, in Bonn. Ihr Tochter Louise kommt aus Berlin für das Interview dazu. Nike steckt mitten in der Vorbereitung des nächsten Beethovenfestes, sie ist Intendantin seit einem Jahr hier. Die beiden sprechen wunderbar über ihre kreativen, berühmten Wagner-Vorfahrinnen in Bayreuth. Über eine ganze Kette an Müttern und Töchtern. Musik, Schreiben, Tanz. Jeden Satz könnten wir so drucken. Ein ganzes Buch. Selten so gute Interviewpartnerinnen gehabt. Vorfahr Franz Liszt schaut uns bei der Arbeit zu. Handfotos mit Mutter und Tochter. Autorin schläft vor Erschöpfung ein.

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Schlafende Autorin

Bald darauf fahren wir zu Désirée und Rosetta Nosbusch nach Luxemburg und Berlin. Wir interviewen erst beide zusammen in Désirées Elternhaus in Luxemburg. Sie ist nach vielen Jahren in Los Angeles nach Europa zurückgekehrt, arbeitet als Filmproduzentin, Schauspielerin und Moderatorin. Mutter Rosetta stammt ursprünglich aus Italien. Eine wunderbare, warmherzige Mamma. Trotz aller professionellen Distanz: Das Autorenteam ist ganz verliebt in sie. Faszinierend finden wir, dass Désirée Nosbusch in Berlin in einer Wohnung lebt, in der früher Romy Schneider zuhause war. Zum Glück ist Désirée Shoots gewöhnt: Wenn ein Fototeam im Haus ist, dann sehen die Kissen im Media Room halt nach Kissenschlacht aus.

ABei Nosbusch Auf den Spuren von Romy 2
Eine ganz entspannte Désirée Nosbusch beim Shooting
Bei Nosbusch auf den Spuren von Romy
Und so schaut das Making of zum Foto aus

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Interview mit Désirée Nosbusch in Luxemburg

Mittlerweile sind wir so viel gereist, dass wir morgens manchmal gar nicht mehr wissen, wo wir heute gerade aufwachen. Und so miteinander vertraut, dass die Fotografin genau weiß, was die Autorin denkt, wenn sie nur den Stift anders hält. Und die Autorin weiß, wann die Fotografin Espresso oder grünen Tee braucht. Nach Berlin fahren wir in Richtung Tübingen, um Bettina Gaede zu fotografieren, die Mutter des „Capemädchens“ Josephine, die wir ganz am Anfang der Produktionen in Berlin-Kreuzberg interviewt haben. Der Ort ist laut US-Medien “One of the Coolest Neighbourhoods in the World“. Glaubt man bei Josephine Gaede sofort. Sie designt und verkauft Capes von ihrem Loft aus.

Bei Josefine Gaede
Claudia von Boch auf der Suche nach der richtigen Perspektive - und dem optimalen Licht; da gibt Josephine Gaede bereitwillig die Foto-Assitentin ...

Mutter Bettina ist Partnerin beim Ausbau des Internetbusiness. Wir sprechen viele Stunden über Mütter und Töchter, Bettina inspiriert mich zu vielen Ideen für meine Einleitung. Wie so oft endet der lange Shooting-Tag auf dem Fußboden in der Küche, wild diskutierend. Im Mutterhaus in Tübingen erwartet uns eine Farbexplosion. Wir sind selig. Farbe für das Buch! Als wir ankommen, müssen Fotografin, Autorin und Interviewpartnerin wahnsinnig lachen, denn wir haben ungewollt alle das gleiche Ringelshirt an. Die Fotografin sagt: „Wir sehen aus wie die Panzerknacker.“ Am Rückweg leidet die Autorin mal wieder unter verpassten Anschlusszügen, diniert aus der Tüte, lernt einen Penner kennen und wird schließlich von der Bahn per Taxi nachts nach Hause gefahren. Wie viele Nächte habe ich für dieses Buch auf zugigen Bahnhöfen gesessen! Aber macht nichts. Es gibt ja: „Dein Bahnhof“.

Bahnhof - Essen
Immer auf Achse - da hilft schon mal der kleine Imbiss zwischendurch

Langsam wird es knapp. Die Spannung steigt. Wir produzieren seit einem Jahr, die letzten zwei Strecken müssen dringend in den Kasten. Unser Buch steht schon im Herbstprogramm 2015 bei Callwey als Spitzentitel dick annonciert – aber das Buch ist ja noch gar nicht fertig. Das ist normal, kann einen als Autor aber schon etwas nervös machen. Nun bloß keinen Arm brechen, nicht hinfallen. Wir treffen uns mit der Verlegerin, Dr. Marcella Prior-Callwey und der Projektverantwortlichen, Caroline Ditting, zur großen Bildauswahl. Hier sind unsere Bilder und Geschichten, lieber Verlag! Immer wieder ein schöner Moment. Viele Diskussionen. Traumteam. Dann fliegen wir nach London zur letzten Mutter&Tochter-Strecke. Die Architektin Christina Seilern lebt in einem Loft bei Notting Hill, ihre Mutter, Kunsthändlerin Louisa Seilern-Werthern, reist aus der Schweiz an. Bei ihr in der Schweiz wird die allerletzte Strecke fotografiert. Wir wohnen in Notting Hill in einem charmanten, winzigen, lauten, kalten Hotel mit Dachterrasse und Bar. In einer Nacht ist es so kalt, dass ich in meinem Wollcape und Strumpfhosen schlafe. Als ich am nächsten Morgen zum Interview mit dem Cape ankomme, sehe ich aus wie – na ja, wie eine Frau, die in ihrem Cape geschlafen hat. Aber ich darf ja nicht krank werden, das Buch muss fertig werden.

London aus der Luft
Im Anflug auf London zur letzten Reportage
Ein Hände-Porträt entsteht
Ein Hände-Porträt entsteht - hier bei Mutter und Tochter Seilern

Und das ist es natürlich auch. Seit gestern ist Mütter & Töchter – Wie wir wohnen und was uns verbindet (Wohnbuch erschienen bei Callwey) im Handel, so dass Sie nun die entstandenen Reportagen nachlesen können. Und eine Idee dabei haben, was wie, wo unter welchen Umständen geschrieben, fotografiert worden ist. Unser Dank gilt natürlich Stefanie von Wietersheim und Claudia von Boch; vor allem aber allen Mutter-Tochter-Paaren, die am Buch mitgewirkt haben. Es ist nun alles andere als selbstverständlich, Tür und Tor zu öffnen (und in diesem Fall auch die Seele). Danke sagt Ihr Callwey Verlag

Teil 1 des Making of

Teil 2 des Making of