1. Sie legen in Ihrem Buch „Schöne Heimat“ viel Wert auf regionale Gemüse und Kräuter. Bauen Sie selbst gerne Gemüse oder Kräuter an?

Ja, ich habe immer schon versucht zu gärtnern. In San Francisco hatte ich zeitweise einen kleinen Garten und hier in Berlin einen Südbalkon. Seit einigen Jahren habe ich in der Prignitz ein Grundstück. Dort probiere ich mich aus und lerne dazu. Ich experimentiere gerne rum und schaue was funktioniert und was nicht. Ich glaube “regional” zu leben ist nicht nur für den Klimaschutz entscheidend, sondern auch für die Gesundheit. Importe aus fernen Ländern erfordern viel Energie. Obst und Gemüse wird halb roh gepflückt und die Vitamine und Mineralien sind dabei noch gar nicht ausgereift. Ich finde es gar nicht schlimm auf Mangos, Ananas, Papayas verzichten zu müssen. Wenn ich sie mal kaufe, dann ist es eben etwas ganz besonderes. Eine Ausnahme.

2. Was ist Ihr deutsches Lieblingsgericht und welches Gericht mögen Sie nicht?

Ich habe in dem Sinne kein “Lieblingsgericht”. Ich finde viele Gerichte lecker, wenn sie dementsprechend gekocht sind. Das ist eigentlich für mich das Hauptproblem mit der herkömmlichen deutschen Küche. Das Gemüse ist oft zerkocht, es gibt viel zu viel Sahne und Butter sowie viel zu viel Fleisch. Eine Kanadierin sagte mal zu mir, ihr Problem mit deutschen Essen sei, dass alles aussieht wie ein großer Teller “Matschepampe”. Ich fand das sehr trefflich. Wenn ich online “German food” google und auf Bilder gehe, sehe ich genau das. Deutsches Essen kann sehr köstlich sein, wenn ich mir die Mühe mache, etwas mehr über die Zutaten und Kochvorgänge nachzudenken und gute Produkte einzukaufen. Das hat nicht unbedingt etwas mit Geld zu tun, aber für eine Nation, die Jahrzehnte lang Soßen mit Knorr und Maggi angerührt hat, ist das natürlich nichts, was sich mal eben so ändern lässt. Noch dazu kommt die politische Geschichte der Teilung zwischen Ost und West. Immer noch, selbst nach zwei Jahrzehnten, findet man kaum gute Restaurants im Osten. Wahrscheinlich braucht das noch eine ganze Generation, wer weiß.

3. Welche Küche fasziniert sie außerhalb der deutschen Küche noch?

Alle. Ich bin nur durch Zufall an der “deutschen” Küche interessiert. Ich habe meine Business damit aufgebaut, dass ich englischsprachige Touristen alles über die regionale und saisonale Küche in Berlin beibringe. Ich habe früher kaum ‘deutsch’ gekocht. Ich finde es sowieso schwierig, eine Landesküche zu definieren.  Die “amerikanische Küche” zum Beispiel ist der deutschen sehr ähnlich, oder es gibt viele Länder die z.B. “Kohlrouladen” als ihres bezeichnen. Kimchi ist nichts anderes als Sauerkraut, nur anders gewürzt.

4. Welches Gericht ist Ihnen schon mal völlig misslungen?

Naja, dass Gerichte misslingen ist Teil des Lernprozesses. Ich denke mir die Gerichte selber aus. Am Anfang muss erst ein Gefühl entwickelt werden, was zusammen harmonisiert und was nicht. Da sind missgelungene Gerichte sehr hilfreich.

5. Was ist Ihr nächstes Projekt, das Sie gerne realisieren möchten?

Ich schreibe ein Buch darüber, was einen guten Gastgeber von Dinnerparties ausmacht. Wie ich für 8 bis 20 Leute kochen kann, dabei relaxed bleibe und eine gute Atmosphäre schaffe. Es geht viel um Schritt für Schritt Planung, Coaching Werkzeuge, die Wichtigkeit von guten Gesprächen und wie man ein Gespür für eine Gruppe von Gästen bekommt. Und natürlich auch ums Spaß haben. Ein gestresste/r Gastgeber/in macht keinen Spaß. Und klar sind da auch passende Rezepte drin.  Das Buch wird mit der atmosphärischen Fotografie von Nora Novak begleitet.