1. Was hat Sie inspiriert, Ihr eigenes Buch zu schreiben beziehungsweise wie kam es dazu? Ich habe beim Interview des Bayerischen Rundfunks gehört, dass Sie von Frau Prior-Callwey angesprochen wurden. Aber ich wollte ein bisschen mehr dazu erfahren.

Ja, Gott sei Dank ist Ihr Verlag der wunderbare Callwey Verlag. Mit ihm war es so toll zusammenzuarbeiten. Sie haben lauter Profis an der Hand, und die sind zu mir herangetreten und haben gefragt, ob ich nicht ein Buch machen will. Dann habe ich gesagt: „Um Gottes Willen, wann soll ich denn das noch machen? Meine Zeit ist ja schon begrenzt.“ Aber sie haben mir das so schmackhaft gemacht… Und es ist ja nicht irgendein Verlag… Ich kenne den Verlag schon länger und ich besitze sehr viele Bücher von diesem Verlag. Und aus diesem Grund habe ich nicht nein sagen können.

 

  1. Was gefällt Ihnen am meisten daran, einen Laden am Viktualienmarkt zu haben?

Erstens mal ist der Viktualienmarkt, der Lebensmittelmarkt, der grüne Markt schlechthin, weltbekannt! Also hier ein Geschäft zu haben, das ist schon was besonders. Aber man muss sich auch beweisen. Und das heißt, dass man viel Fleiß und Durchhaltevermögen haben muss. Die meisten denken: „Ach, das ist eine Gelddruckmaschine“… von wegen! Da müssen Sie viel arbeiten und sehr fleißig sein.

Das Schönste an diesem Laden und an dieser Location ist aber, dass es das Zentrum ist, das Herz von München. Und es kommt alles! Wenn Sie in einem bestimmten Viertel sind, in ihrem Haus oder in Giesing, da kommt doch eine bestimmte Kundschaft. Hier kommt alles zusammen, von der Gräfin bis zum Zuhälter, bis zur Polizei. Jede Schicht. Ja, sogar die Fußballstars kommen. Es kommt einfach alles. Und die Leute sind hier sehr unkompliziert zu handhaben.

 

  1. Gibt es, Ihrer Meinung nach, einen Fisch, der nicht genügend Liebe erfährt oder unterschätzt wird? Wenn ja, welcher und wieso?

Also, was wirklich unterschätzt wird, ist der Karpfen. Da fangen jetzt viele Leute an zum Schmunzeln. Aber der Karpfen ist ein Vegetarier, wenn also zum Beispiel Semmeln übrig bleiben sollten, dann kriegt er diese von uns am Samstagabend. Wir haben ja selber Fischteiche und da freuen die Karpfen sich sehr. Und sie schmatzen auch so nett. Und sie sind auch sehr zutraulich. Wenn wir dahingehen, dann kommen sie direkt.

Die Karpfen auch zu netzen, das ist so schlimm. An Weihnachten brauchen wir ja eine Batterie an Karpfen. Wir netzen sie dann von unseren Fischteichen raus, aber damit das Netz runtergeht, ist da ein Blei dran. Und wenn das Blei irgendwo aufschlägt, oder wenn Sie da selber hinkommen – immerhin stehen wir in Watthosen im Weiher – dann hören die Karpfen das und sie sind weg. Also müssen Sie sich ganz gedulden und ganz langsam das Netzwerk ziehen, und natürlich aufpassen, dass man nicht an die Banken schlägt.

Der Karpfen ist tatsächlich auch ein sehr schmackhafter Fisch. Er braucht viel Plankton, also braucht er ein gesundes Wasser. Er braucht kein fließend kaltes Wasser, so wie die Forelle, sondern eher eine Teichlandschaft, wo Algen und Plankton drinnen sind. Dann muss man eben auch aufpassen, dass man ihn gut durchwässert bevor man ihn rausnimmt. Der Karpfen hat nämlich so ein schlechtes Image, weil er gerne moselt, und dann schmeckt er nämlich grausam. Wir nehmen ihn deshalb einen Monat vor Weihnachten raus und tun ihn stattdessen in klares Becken, damit er ausmoseln kann.

 

  1. Was ist Ihr Lieblingsgericht in „fischverliebt“?

Ich mag immer gern Spaghetti mit Hummer, weil es so traumhaft schmeckt. Das soll jetzt nicht arrogant klingen. Ich mag auch sehr gerne Goldbarschfilet mit Semmel, Kräuterkruste und Remoulade dazu.

Ich mag auch so klassische Gerichte, aber sie müssen super frisch sein, deshalb kommt man ja zu uns! Dann kann ein so klassisches und einfaches Gericht auch super schmecken. Je einfacher das Gericht ist, desto anspruchsvoller muss die Qualität sein!

 

  1. Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Entstehung von „fischverliebt“?

Das Schreiben. Ich hätte es anders geschrieben. Ich bin kein Computermensch, also schreibe ich lieber mit Füller, und dann müsste das jemand von Papier zum Computer bringen. Dann kann ich frei schreiben. Das war dann kompliziert.

 

  1. Was macht den Fisch so besonders, dass Sie Ihr Leben diesem gewidmet haben?

Der Fisch an sich ist ja schon etwas besonders, er ist ja nicht nur ein Produkt, sondern er lebt ja auch. Es gibt auch Leute, die Fisch nicht riechen können, aber für mich duftet er nach Meer, nach Wildnis, nach Happiness.

Man glaubt es auch nicht, was in der Natur und im Meer alles schwimmt. Wenn man zum Beispiel den Drachenkopf anschaut, der so schön ist… wenn Leute reinkommen sagen sie: „Made in Hong Kong, aus Plastik, oder?“ Die Leute können gar nicht glauben, was bei uns, beziehungsweise in Frankreich, alles schwimmt. Oder wenn man den St. Pierre und den Fingerabdruck von St. Petrus anschaut…

Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir zu den Händlern auch hinfahren, weil sie auch viel reden können. Wir haben zum Glück ein gutes Gespür, also wurden wir noch nie negativ überrascht. Für uns ist Qualität ausschlaggebend und nicht der Preis. Wer zu „Fisch Witte“ kommt, kommt nicht um billig zu kaufen, sondern die Leute haben den höchsten Qualitätsanspruch hier. Die Ware ist hier super frisch, hat super Qualität und wird auch gut behandelt.

 

Fotocredit: Dirk und Brigitte Tacke