Kaufen – eine Kulturgeschichte

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©Frank Rothe

Konsum: Fluch und Segen

Ich tue es, ihr tut es, wir alle tun es tagtäglich: Kaufen. Folgende Szenarien sind euch sicherlich bekannt: Ihr kommt nach einem anstrengenden Arbeitstag hungrig nach Hause, nur um einen leeren Kühlschrank vorzufinden? Kein Problem, der Supermarkt um die Ecke hat ja noch geöffnet. Ihr seid am Wochenende auf einer Hochzeit eingeladen, habt aber noch nicht das passende Outfit gefunden? Auch das ist dank der schnellen Lieferzeit verschiedener Online-Shops kein Hindernis mehr. Euch fehlt an einem Sonntag Nachmittag das Mehl, von dem ihr euch so sicher wart noch mindestens eine Packung im Schrank zu haben? Was soll’s! Der Markt am Hauptplatz hat neuerdings auch sonntags geöffnet. So praktisch diese Konsummöglichkeiten auch sein mögen, führen sie auch zu einem immer währenden „Auf-Trab-Sein” der Gesellschaft. Anstatt zur Ruhe zu kommen, befinden wir uns in einem ständigen Zustand des „Haben-Wollens” und, vor allem, „Haben-Könnens”.

Dieser Zustand ist jedoch keineswegs nur Fluch. Er schafft Arbeit, führt zu einem wachsenden Haushaltseinkommen und treibt so die Wirtschaft voran. Denn: Von nichts kommt nichts. Nicht umsonst trugen schon so manche Kapitel in der Geschichte Deutschlands den Untertitel „Wirtschaftswunder”. Der Konsum und das Kaufen sind also unweigerlich tief mit der deutschen Geschichte verwurzelt und begleiteten dieses Land durch gute und schlechte Zeiten. Dieses Phänomen hat der Callwey Verlag zusammen mit dem Handelsverband Deutschland anlässlich seines 100-jährigen Bestehens nun festgehalten. In einem Buch. Das ihr kaufen könnt…

KAUFEN: Eine kleine Kulturgeschichte des modernen Einzelhandels in Deutschland ist jetzt erhältlich. Es führt euch durch die Historie der deutschen Einkaufskultur, von der Moderne über die Nachkriegsjahrzehnte bis hin zur Globalisierung und Digitalisierung. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack…

Der Einzelhandel auf dem Sprung in die Moderne

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©Peter Klen/Fotoarchiv Ruhr Museum

„Die Weimarer Republik beschert dem von Weltkrieg und Wirtschaftskrisen erschöpften Deutschland einen Modernisierungsschub. Die soziale Dynamik jener Jahre spiegelt sich nicht zuletzt in veränderten Konsummustern wider. Traditionelle Strukturen werden allmählich von neuen Vertriebsformen abgelöst; im Zuge von Verstädterung, Industrialisierung und Massenproduktion verändern sich auch die Ansprüche und Bedürfnisse der Kundschaft. Der tief greifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandle in Deutschland erfasst auch den Einzelhandel.” – Manuel Schramm

Versorgung und Konsum im Dritten Reich

Berlin Leipziger Strasse
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„Nach der Machtergreifung Hotels im Januar 1933 gerät auch der Einzelhandel unter die Kontrolle der nationalsozialistischen Diktatur. Jüdische Händler werden enteignet und vertrieben. Eine bis dahin moderne, selbstbewusste Branche bekommt vom Regime die Aufgabe zugewiesen, den unleugbaren Mangel einer Kriegswirtschaft zu verwalten. Aus Handel wird Notversorgung, die unter Kriegsbedingungen zusammenbricht.Am Ende bleiben nur Ruinen.” – Christoph Kreutzmüller

Wirtschaftswunder, Wachstum, Wohlfahrtsstaat

Junge Leute mit Moped vor dem Fritz-Henßler-Haus in Dortmund
©J.H. Darchinger/Friedrich-Ebert-Stiftung

„Die Wiederaufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg bescheren Deutschland ein enormes Wirtschaftswachstum. In der Verbindung von Vollbeschäftigung und steigendem Lebensstandard setzt sich ein neues gesellschaftliches Selbstverständnis durch: Wer viel leistet, kann sich auch etwas leisten. Der Wohlstand dieser Zeit spiegelt sich nicht zuletzt in den Strukturen des Einzelhandels wider.” – Ralph Jessen

Vereintes Land, vereinter Handel

Deutsch-deutsche Grenzöffnung 1989 - Rudolphstein
©dpa Picture-Alliance/Frank Leonhardt

„Versorgung und Konsum spielen beim gesellschaftlichen Umbruch östlich des Eisernen Vorhangs eine wichtige Rolle. Der Protest gegen das sozialistische Regime wird in erheblichem Maße auch von der Unzufriedenheit der Menschen mit der materiellen und wirtschaftlichen Lage im Land befeuert. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 öffnen sich für die DDR-Bürger nicht nur dir Grenzen zur weiten Welt, sonder auch zu einem Warenangebot, das ihnen bislang nur aus dem Fernsehen bekannt war.” – Marvin Brendel

Vor Ort, im Netz und jederzeit

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©ECE

„Der Handel ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts von struktureller Vielfalt und einer großen Zahl mittelständischer Unternehmen geprägt. Mit der Digitalisierung verwandelt er sich binnen kurzer Zeit zur Hightech-Branche mit ausgeprägter Kundenorientierung.” – Werner Reinartz

 

Ihr seid neugierig geworden? KAUFEN: Eine kleine Kulturgeschichte des modernen Einzelhandels in Deutschland ist eine kluge wie unterhaltsame Zeitreise rund um die Ladentische Deutschlands.