Callwey: Liebe Frau Rühm, Sie wohnen mit Ihrer Familie in einem der schönsten Stadtteile Münchens. Stellen Sie sich einen Neuanfang vor: Wie würde ihr Traumhaus aussehen?
Bettina Rühm: Ich wohne ja sehr gerne in der Stadt, aber bei einem Einfamilienhaus würde ich mir einen klaren, übersichtlichen Grundriss mit kurzen Verbindungswegen wünschen. Viel Tageslicht wäre mir wichtig, aber auch geschütztere Raumbereiche, die nicht vollflächig verglast sind. Ich persönlich bräuchte auf jeden Fall ausreichend Wandflächen für Bücherregale.
Callwey: Wie starte ich als Bauanfänger das Mammutprojekt Einfamilienhaus überhaupt?
Bettina Rühm: Am Anfang stehen die Grundstückssuche und die Finanzierungsplanung. Dazu zählen auch die Kosten für den Notar, für die Erschließung des Grundstücks, die Grunderwerbssteuer und die Kosten für die Finanzierung selbst. Dann geht es an die Überlegung, ob es ein Architektenhaus oder ein Fertighaus sein soll.
Callwey: Können Sie hier Entscheidungshilfe geben?
Bettina Rühm: Architektenhäuser sind individuell gestaltet und auf das jeweilige Grundstück abgestimmt. Als Bauherr kann man jederzeit seine Wünsche mit einem Architekten besprechen. Fertighäuser dagegen haben den Vorteil, dass sie bereits bis ins Detail geplant sind und somit schnell aufgebaut werden können. Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, kauft ein vorgegebenes Haus schlüsselfertig beim Hersteller. Beim Innenausbau kann es zwar noch in einem gewissen Rahmen verändert werden, die äußere Form ist jedoch vorgegeben und lässt sich z. B. an schwierigere Grundstücke nicht anpassen. Der Vorteil wiederum ist, dass man sein Wunschhaus bereits vor dem Kauf besichtigen kann, sich um nichts weiter kümmern muss und meist in relativ kurzer Zeit einziehen kann.
Callwey: Ein gängiges Vorurteil ist, dass Bauen mit Architekt das Budget überstrapaziert. Was ist dran?
Bettina Rühm: Nicht in jedem Fall ist ein Architektenhaus teurer als ein Haus von der Stange. Auch wenn für das Honorar des Architekten etwa 10 bis 15 Prozent der Bausumme anfallen, lassen sich Größe und Ausstattung des Hauses ohne Einbußen an der Qualität an das vorgegebene Budget anpassen. Ein erfahrener Architekt kann auch mit geringem Budget selbst bei komplexen Randbedingungen gute und individuelle Architektur realisieren.
Ein weiterer Vorteil ist: Wer mit einem Architekten baut, ist am gesamten Prozess von der Planung bis zur Fertigstellung seines Hauses von Anfang an beteiligt und kann bei vielen Dingen als Bauherr mitentscheiden. Anders als der Käufer eines Fertighauses kann ein Bauherr jederzeit ins Geschehen eingreifen.
Callwey: Früher wurden Häuser oft mit Hilfe der gesamten Verwandtschaft gebaut. Heute sind die rechtlichen Auflagen viel strenger. Welche Eigenleistungen können Hobby-Handwerker erbringen?
Bettina Rühm: Das hängt natürlich sehr von deren persönlicher Erfahrung, deren Geschick und der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Manche Dinge, wie das Dach von innen zu dämmen oder einen Fußbodenbelag zu verlegen, kann von einem geübten Heimwerker häufig selbst übernommen werden. Andere Dinge sollten lieber dem Fachmann überlassen werden, auch wenn es Spaß machen kann, selbst ein Stück Wand zu mauern. Definitiv in fachliche Hände gehören die meisten Rohbau- sowie sämtliche Elektroarbeiten und das Verlegen von Wasserleitungen.
Callwey: Apropos fachlich: Welches Kapitel war die größte Herausforderung bei einem komplexen Buch wie „Das 1×1 des Hausbaus“?
Bettina Rühm: Die größte Herausforderung bestand eher darin, sich bei jedem Kapitel auf das Wesentliche zu beschränken, denn jedes einzelne Kapitel würde genügend Stoff für ein eigenes Buch hergeben. Wertvolle fachliche Unterstützung erhielt ich immer wieder durch Frau Seeger und Herrn Ullmann, die als Architekten ein eigenes Büro führen. Wir haben alle Aspekte des Bauens intensiv diskutiert, sodass Ihre reiche Erfahrung am Bau in das Buch mit eingeflossen ist.
Callwey: Was ist Ihr persönlicher Rat für alle, die sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen möchten?
Bettina Rühm: Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, sich vor der Planung mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen intensiv auseinanderzusetzen. Was brauche ich unbedingt? Worauf kann ich ohne Not verzichten? Erst wenn der Bauherr sich darüber im Klaren ist, kann der Architekt effektiv einen passenden Entwurf erarbeiten. Wer sich zudem ein gewisses Grundwissen über Materialien und Bauabläufe aneignet, ist gut informiert und kann auf Augenhöhe mit dem Architekten Entwurf und Baugeschehen besprechen und kompetent mitgestalten.
Callwey: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch! Für alle (zukünftigen) Bauherren, die mehr über die Basics zum Hausbau wissen wollen, lohnt sich ein Blick in „Das 1×1 des Hausbaus„. Wer vor allem auf der Suche nach Inspiration und Häuserprojekten zum Staunen und Träumen ist, dem sei unser neues Online-Portal „Die besten Einfamilienhäuser“ ans Herz gelegt.