Empfang im DAM
Um 18.00 war zum Empfang und zur Einstimmung auf die Preisverleihung, Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung der Häuser des Jahres 2018 im Deutschen Architekturmuseum geladen! Was an Spannung vermutlich sogar die Neugier auf die Altstadt noch toppte…denn wer zur Preisgruppe gehört, weiß zu diesem Zeitpunkt außer den Mitarbeitern des Verlags und der Druckerei noch niemand…



Trend-Lecture für Architekten
Doch nichts geht über einen perfekten Spannungsbogen… Daher stimmte das auch in diesem Jahr schwungvoll aufspielende „Eddy Miller Terzett“ das Publikum mit dem Song „Home“ erst einmal auf den Abend ein. Und daher kündigten Verlegerin Dr. Marcella Prior-Callwey und Hausherrin Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin des DAM, erst auch noch den Vortrag von Gudy Herder an, renommierte und charmante Trendforscherin aus Barcelona, die das Publikum im komplett gefüllten Auditorium mit ihren Erkenntnissen über die Trends Knowmadism, Restoration und Legacy Reshaped vertraut machte.


Die Häuser des Jahres 2018
Und dann war es so weit: Aus 180 Einreichungen hatte im Februar 2018 die Jury – Peter Cachola Schmal, der an diesem Abend in den USA weilte und von Andrea Jürges vertreten wurde, Alexander Russ, Redakteur beim Baumeister und bei Topos, Verena von Beckerath, Architektin und Professorin an der Bauhaus Universität Weimar, Holger Kotzan, Leiter PR und Öffentlichkeitsarbeit beim InformationsZentrum Beton in Vertretung von Geschäftsführer Ulrich Nolting, der momentan Betonarchitektur in Brasilien besucht, Barbara Holzer, Preisträgerin 2017, vertreten von Verena Jaumann, Senior Editorial Manager Architecture & Awards bei Callwey Verlag und Alexander Gutzmer, Editorial Director Callwey Verlag und Chefredakteur Baumeister, Reimund Stewen, Vorstandsmitglied im Verband Privater Bauherren und ich, 50 großartige Häuser des Jahres 2018 ausgewählt…


Darunter: einen ersten Preis, eine Auszeichnung und sechs Anerkennungen. Eine davon für Davide Macullo, der gemeinsam mit Daniel Buren ein kunstvolles Haus in Rossa, in der Schweiz, gebaut hat, ein wunderbar seltsames wie archetypisches Haus, wie Laudatorin Verena von Beckerath betonte.

Alexander Gutzmer ehrte eine weitere Anerkennung, vergeben an Antje Freiesleben und Johannes Modersohn für das rote Haus in der Uckermark, das beweist, dass Sparmaßnahmen nicht Verzicht bedeuten, sondern Mehrwert.

Auch das Haus auf der Tschengla am Bürserberg von Innauer-Matt Architekten erhielt eine Anerkennung. Denn, so bin ich als Laudatorin noch immer überzeugt: Es ist ein Haus, das bescheiden ist, sorgfältig und sinnfällig geplant, mit stimmiger Atmosphäre und Materialität.


Titus Bernhard wurde geehrt für den Bau eines Ferienhauses am Gardasee, Bauherr Stefan Höglmeier nahm den blauen Betonkubus sowie das druckfrische Buch entgegen und freute sich über die von Verena Jaumann verlesene Laudatio von Barbara Holzer, die vor allem die präzise Detaillierung und zeitgenössische Interpretation traditioneller Handwerkskunst betonte.

Und auch bei der nächsten Anerkennung, einer Nachverdichtung in Baden bei Wien von Caramel Architekten, nahmen die Bauherren, Marie Veis, die im Büro Caramel gearbeitet hat und Roland Hofer, die Ehrung entgegen für Haus Marie, das Jurymitglied Reimund Stewen als charmante „Campingarchitektur mit hohem Nutzwert“ bezeichnete.

Felix Bembé ließ sich dann stellvertretend für seine Büropartner Anne Beer und Sebastian Dellinger von Beer Bembé Dellinger für ein Haus an einem oberbayerischen See ehren. Laudator Alexander Russ begeisterte sich für den Verzicht auf protzige Villenarchitektur und lobte die abstrakte Zurückhaltung des Hauses.

Da waren’s nur noch zwei…eine Auszeichnung und ein erster Preis. Stühlerutschen, Füßescharren, Husten und Räuspern im Auditorium, während im Schnelldurchlauf zur Musik des „Eddy Miller Terzetts“ Bilder aller ausgewählten 50 Häuser auf der Leinwand vorbeiziehen…solange bis Daniel Ladner, Partner im Büro Bearth und Deplazes auf die Bühne gebeten wird, um die Auszeichnung für das Haus in Tamins entgegen zu nehmen! Holger Kotzan verlas die Laudatio von Ulrich Nolting für ein „schmales und langes Haus, das schlichter fast nicht sein kann. Fast so, wie wir es von Kinderzeichnungen kennen.“ Wodurch es ganz großartig passt in die Landschaft und in den dörflichen Kontext, ganz abgesehen davon, dass das Plusenergiehaus auch dies noch ist: zeitgemäß und vorbildlich. Herzlichen Glückwunsch!

Und der ging auch an die strahlenden Sieger: an den Berliner Architekten Thomas Kröger und seine Bauherren Janna und Jan Steenblock! Gerechnet hatte Thomas Kröger vermutlich nicht mit dem ersten Preis, schließlich war er bereits 2014 schon einmal siegreich bei den Häusern des Jahres. Das wusste die Jury natürlich auch. Doch gehindert hat uns das nicht an der Vergabe, schließlich ist es die Qualität, die zählt, nicht der Proporz. Und an der Qualität dieses kleinen Hauses im Landkreis Leer hatten wir nicht den geringsten Zweifel: „East meets West, Tradition meets Moderne. Und das alles in Leer, Ostfriesland. Unglaublich. Das nächste Abenteuer scheint unser eigenes vergessenes Hinterland zu sein. Hinaus, hinaus!“, zitierte Andrea Jürges die leidenschaftliche Laudatio von Peter Cachola Schmal. Großen Applaus erhielt dann aber vor allem auch die Antwort des Bauherrn auf die Frage, wie die Familie denn auf die Idee gekommen ist, sich von Thomas Kröger ein Haus planen zu lassen: aufgrund der Veröffentlichung Häuser des Jahres 2014 natürlich!
Häuser des Jahres – Ausstellung
Dem war nichts mehr hinzuzufügen – und so zog es dann alle hinaus, hinaus zog es dann alle, ans Buffet und in die Ausstellung, die noch bis 29.11.2018 zu sehen ist, zu Bier und Wein und den netten Kollegen, mit denen man sich schon längst einmal austauschen wollte. Und vielleicht auch zu vielen neuen Bauherrenkontakten, denn das Buch Häuser des Jahres 2018 ist seit seinem Erscheinen bei Amazon in der Rubrik „Wohnhaus“ Bestseller Nr. 1!

Der Architekturspaziergang
Ein Highlight des Nachmittags war auch noch der Architekturspaziergang, bei dem die Teilnehmer durch die „neue“ Frankfurter Altstadt geführt wurden.
250.000 Besucher besuchten am 28. bis 30. September 2018 die Neue Frankfurter Altstadt und feierten die jahrelange Umgestaltung und Neubebauung des etwa 7000 Quadratmeter großen Grundstücks zwischen Römerberg im Westen und Domplatz im Osten, begrenzt durch die Braubachstraße im Norden und die Schirn Kunsthalle im Süden. Ganz so viele waren es am 5.10.2018 ehrlich gesagt zwar nicht, aber gut 40 Architektinnen und Architekten nutzten die Einladung zur Preisverleihung, Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung der „Häuser des Jahres 2018“ im Deutschen Architekturmuseum, um sich vorher fachkundig und kurzweilig durch die engen Gassen führen zu lassen.


Disney oder nicht Disney, das war durchaus die Frage, die sich die Kollegen untereinander und im Austausch mit Torsten Becker von Guiding Architects Frankfurt stellten, der die Gruppe nicht nur sicher an allen Straßenmusikanten, Asiaten und sonstigen Touristen, die kein Callwey-Schild trugen, vorbeiführte, sondern zu jedem Haus, zu jedem Hof, zu jedem Entwurf und zu jeder städtebaulichen Entwicklung fundiert und spannend zu berichten wusste. Kein Wunder: Torsten Becker ist als freischaffender Stadtplaner in die Planung bestens eingebunden.

Er kannte zudem auch die (klimatischen) Schattenseiten der Neuen Altstadt, denn aus den einstelligen Temperaturen, bei denen die Kollegen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland nach Frankfurt gekommen waren, entwickelten sich bei tiefblauem Himmel am Nachmittag hochsommerliche Temperaturen. Die Frage, ob es im DAM Gelegenheit zum Duschen und Umziehen gäbe, wurde daher (beinahe) ebenso intensiv diskutiert, wie die, ob Architekturprofessor Stephan Trüby Recht habe mit seiner scharfen Kritik an dem „Heile-Welt-Gebaue“…

Die Gruppe einigte sich: Ein wenig Patina braucht sie schon noch, die Neue Frankfurter Altstadt…

Sind Sie 2019 mit dabei?
Herzlichen Dank allen Architektinnen und Architekten, den Beteiligten im Callwey-Verlag und den Partnern Hofquartier, Informationszentrum Beton, Baumeister und VPB! Und nicht vergessen: Nach dem Wettbewerb Häuser des Jahres 2018 ist vor dem Wettbewerb Häuser des Jahre 2019! Wir freuen uns auf viele neue Vorschläge, die Auslobung startet im November!