Callwey: Lieber Enno, lieber Christian – Ihr seid zwei feste Instanzen in der Medienwelt. Hattet Ihr schon vor dem Projekt “Tradition und Innovation” die Möglichkeit, miteinander zu arbeiten?

Enno Kapitza: Wir waren uns nur einmal bei einem Unternehmerporträt für Die Zeit begegnet, aber dieses Buchprojekt hat uns jetzt zu einem A(lphazirkel)-Team geschweisst.
Christian Thiele: Abgesehen von einem kurzen Porträt leider nein, insofern war alles vorher vergeudete Arbeits- und Lebenszeit.

Callwey: Welche Situation ist Euch in dieser Produktion positiv oder sehr lustig in Erinnerung geblieben?

Christian Thiele: Der schönste Moment, das Buch dann wirklich in den Händen zu halten, steht für mich noch bevor. Das gemeinsame Abschlussbier damit auch.
Enno Kapitza: Einer meiner ersten Termine war bei Herrn Dierig. Als dieser distinguierte und bestens gekleidete Mann die Idee hatte, auf fotogene aber recht staubige Textilsäcke zu klettern und oben für das Foto zu sitzen, wusste ich: das wird ein gutes Projekt!

Callwey: Christian, gibt es eine Frage, die Du Dich nicht  zu stellen getraut hast?

Christian Thiele: Die Frage stand im Raum, aber so richtig wurde sie nie gestellt: Was ist wichtiger, der Steuerberater für das Familienunternehmen oder der Therapeut für die Unternehmersfamilie?

Callwey: Und bei Dir Enno, gibt es ein Foto, das Du Dich nicht getraut hast zu schießen?

Enno Kapitza: Ja, auf der Allgäuer Alm, auf der ich die Zötlers porträtiert habe. Die Alm wurde bewirtschaftet von einer Bilderbuchfamilie: Sie war hochschwanger, er ein gestandener junger Bauer mit Bart und der gemeinsam junge Sohn. Solche Bilder speichere ich lieber im Kopf ab…

Callwey: Habt Ihr etwas von dem einen oder anderen Unternehmer persönlich etwas lernen können bzw. ein Spruch / Leitmotiv, welches Ihr in Eurem Leben seitdem integriert?

Enno Kapitza: Blood is thicker than water!
Christian Thiele: Für mich ist klar geworden: Ein Familienunternehmen zu übernehmen heißt nie, einfach das alte fortzuführen, sondern auf Grundlage des bestehenden etwas Eigenes, Zeitgemäßes zu machen. Das hat mich an vielen Beispielen beeindruckt.

Callwey: Christian, wen würdest Du gern einmal interviewen und warum? Was wäre die wichtigste Frage, die Du der Person stellen würdest?

Christian Thiele: Von Mahatma Gandhi würde ich gerne wissen, wie er es geschafft hat, friedlich und beharrlich eine so gewaltige, friedliche Veränderung herbeizuführen.

Callwey: Und Du Enno, wen würdest Du gern einmal vor die Linse bekommen?

Enno Kapitza: Den Dalai Lama durfte ich bereits zweimal porträtieren, ob ich da noch einen Wunsch frei habe? Wenn ja, würde ich gerne den amtierenden Papst Franziskus auf einer seiner Reisen begleiten dürfen. Über mehrere Tage und vor allem hinter die Kulissen schauen dürfen.

Callwey: Es war eine Freude, mit Euch zu arbeiten. Vielen Dank für ein so schönes, interessantes und wichtiges Buch!