Dekorativ verstaut!

Wir sind ja so langweilig. Das musste die versammelte Buchabteilung am vergangen Freitag beim alljährlichen Dinner in der Verleger-Villa zumindest bezüglich der Aufbewahrung ihrer heißgeliebten Bücher feststellen.
Bereits zum Aperitif wurde mit den geladenen Vertretern gefachsimpelt und die traumhafte Bibliothek bestaunt – was sich in einem Verleger-Leben so alles ansammelt, beeindruckt auch die eingefleischtesten Büchermenschen. Einstimmig musste jedoch festgestellt werden, dass auch wir im Bezug auf die heimischen Bücherregale eher „klassisch“ unterwegs sind. Und dabei gibt es doch so viele originelle Lösungen!

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Wandregal „Chuck“ lässt sich in seiner Form variieren ©Leopold Fiala

Wie beispielsweise „Chuck“, ein flexibles Wandregal von Jung-Designerin Natascha Harra- Frischkorn. Gerade hat sie den Red Dot Design Award mit ihrem kreativen Entwurf gewonnen und wir haben uns sofort verliebt. Sechs dünne, flexible Holzböden werden mit Hilfe von zwei Edelstahlmanschetten je nach Größe der darin platzierten Bücher und Objekte in Form gebogen. Stattliche 25 Kilo Lesevergnügen bringt man auf diese Weise dank „Chuck“ in höchst dekorativer und immer wieder wandelbarer Form unter – vom federleichten Taschenbuch bis hin zum schwergewichtigen Coffee Table Book.
Generell scheint der Trend bei Bücherregalen dahin zu gehen, dass sie nicht nur in ihrer Gestaltung, sondern auch in der Nutzung wandelbar und multifunktional sind. Beim puristischen Modell „Left or right“ von Konstantin Slawinski etwa fragt man sich, ob es sich hier nun eigentlich um ein Regal, einen Nacht- bzw. Beistelltisch oder eine Leuchte handelt? Wahlweise an der Wand montiert bietet das kleine Multitalent nicht nur Ablagefläche für die aktuelle Lektüre, sondern auch noch die passende Beleuchtung zum Schmökern. Und der ganz besondere Clue: Die Ablage dient sogar noch als Lesezeichen!

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Regal „Bücherturm“ von Haseform schwebt an der Wand
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Multitalent: „Left or Right“ von Konstantin Slawinski

Das Regal „Bücherturm“ von Haseform hingegen weiß sich gut zu tarnen – hier schweben die Bücher wie durch Zauberei dekorativ und ordentlich gestapelt an der Wand. Nichts lenkt von den wunderschönen Buchrücken ab, und dem kreativen Chaos, das sich ja allzu gerne mal in hoch aufgetürmten Bücherstapeln auf dem Fußboden ausdrückt, wird auch Einhalt geboten. Und das Allerbeste: Die Bücher lassen sich durch dünne Zwischenablagen kinderleicht entnehmen. Ohne, dass die kunstvoll aufgetürmte Konstruktion mal wieder beim Versuch, ein Exemplar aus dem unteren Stapel-Drittel herauszuziehen, einstürzt, und sich über den Wohnzimmerboden ausbreitet.

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Bei Oliver Jahn liegen die Bücher nicht mit dem Rücken zum Betrachter, sondern geben den Blick auf die nackten Schnitte frei

Wer nun immer noch Inspiration sucht, um in punkto Buchaufbewahrung mal etwas mutiger zu werden und hierfür auch gern mal bei anderen durchs Schlüsselloch sieht: In „Vom Glück mit Büchern zu Leben“ haben Stefanie von Wietersheim und Claudia von Boch 20 leidenschaftliche Büchermenschen porträtiert. Hier erfährt man zum Beispiel, dass Oliver Jahn, Chefredakteur der AD Architectural Digest, sie alle flachgelegt hat. Die Bücher natürlich. Um die 8000 Exemplare umfasst seine Liebhabersammlung, die sich nicht nur in, sondern auch bis unter die Zimmerdecke gestapelt auf den Bücherregalen befinden. Und mit dieser tollen Idee sind praktischerweise auch gleich alle Argumente aus dem Weg geräumt, wenn man in der Buchhandlung mal wieder nicht am wunderschönen Bildband oder dem so spannend klingenden Roman vorbeigehen konnte..!