Welche zukünftigen Trends sehen Sie in ihrer Branche?

Die Digitalisierung der modernen Gesellschaft schreitet voran und damit die Entfremdung der Menschen von ihren ländlichen Wurzeln, von den Jahreszeiten und natürlichen Prozessen. Je stärker und schneller diese Entwicklung vorangeht, umso wichtiger werden Themen aus dem Garten und der Natur. Immer mehr Menschen wachsen in Städten auf, kennen keinen „Garten der Kindheit“, müssen vom Kohl keine Raupen absammeln oder Marmelade kochen helfen. Das Bedürfnis aber nach einfachen lebensnahen Alltagstätigkeiten drückt sich in der Begeisterung vieler junger Familien aus: für den Gemüseanbau im Schrebergarten, „Urban gardening“ oder Bienen halten in der Stadt. Wandern, die Natur entdecken, mit Freunden kochen oder Gartenreisen sind die neuen Freizeitbeschäftigungen.

Welche ist die ideale Pflanze für diejenigen ohne grünen Daumen?

Das Angebot an Pflanzen in den Gärtnereien ist riesig. Dort finden der Raritätensammler eine große Sortenvielfalt und der Gartenanfänger unkomplizierte Dauerblüher sowie Pflanzen, die an trockene Standorte angepasst sind (und zeitweilig das vergessene Gießen nicht übel nehmen). Mediterrane Kräuter wie Lavendel, Thymian, Rosmarin oder Salbei im Beet oder im Topf auf dem Balkon verströmen Düfte, locken Schmetterlinge und Wildbienen und bringen Aromen in die Küche – für ganz einfache Gerichte wie Rosmarinkartoffeln.

Ideale Pflanzen für diejenigen ohne grünen Daumen sind aber vor allem die Pflanzen in öffentlichen Stadtgärten oder Parks. Vielseitig und kleinräumig gestaltete grüne Oasen mit einer feinen Balance zwischen Wildem und Gezähmten (wir brauchen mehr davon) ziehen auch Nichtgärtner intuitiv an – denn sie bieten Kontakt zur Natur und wirken anregend oder beruhigend – je nach Bedürfnis.

Was ist für Sie das schönste Gartenfestival?

Seit rund 20 Jahren besuche ich die Chelsea Flower Show in London. Die internationale Gartenmesse, ausgerichtet von der Royal Horticultural Society (RHS) ist immer wieder überraschend und inspirierend. Hier kann man die neuesten Pflanzen entdecken, die Jahre später auch auf dem Kontinent in den Gärtnereien angeboten werden. Die Messe erfindet sie sich immer wieder neu. In den letzten Jahren richtet sich der Fokus der Gartengestalter auch auf immer wichtiger werdende Themen wie Recycling, identitätsstiftende Kulturgüter, heimische Pflanzen und die Pflanzenverwendung in Zeiten des Klimawandels.

Genauso wichtig finde ich aber regionale Gartenmärkte, die vielerorts von engagierten Gartenamateuren ins Leben gerufen werden und oft den Zündfunken bieten für eine ansteckende Gartenbegeisterung in der Region. Die Gesellschaft der  Staudenfreunde in Ostwestfalen (GdS –OWL) beispielsweise bietet seit Jahren für Mitglieder auf einem ländlichen Hof eine Pflanzenversteigerung an – da geht es um Pflanzen, aber auch um Austausch und Humor. Hier treffen sich erfahrene Amateurgärtner und Gartenanfänger.

Was findet man in Ihrem Garten?

Da ich beruflich viel in anderen Gärten unterwegs bin, ist mein Stadtgarten mit alten Bäumen sehr naturnah. Aber ich liebe alte Gartenpflanzen wie Rosen, Nachtviolen, Veilchen, Goldlack oder Engelwurz – Pflanzen, die Geschichten erzählen und sich zu duftenden Sträußen binden lassen.