1. Ihr neues Buch heißt „Gärtnern wie Gott in England“ und erscheint am 24. Februar. Wie ist Ihre Liebe zur englischen Gartenkultur entstanden?

Mein englischer Schwiegervater, selbst Gartenliebhaber, hat mit mir anlässlich unserer Besuche in London, der Heimat meines Mannes, immer zumindest einen, oft aber auch mehrere der berühmten Schaugärten in erreichbarer Nähe besucht. Über Jahre hinweg bestanden seine Weihnachtsgeschenke zudem stets aus Gartenbüchern, in denen ich heute noch gerne blättere, ist so ein Buch doch wie ein Garten, den man immer zur Hand hat, und kommt nie außer Mode. Leider war der Besuch vieler der darin vorgestellten Prachtgärten seinerzeit für mich nicht möglich, aber die berühmten Wisley Gardens, damals noch der einzige Garten der Königlichen Gartenbaugesellschaft, standen immer auf meinem Programm. Inzwischen war ich unzählige Male dort, aber mein erster Besuch ist mir nach wie vor unvergesslich. Nach meiner Pensionierung vor über 20 Jahren erfand ich dann, getreu meinem Lebensmotto, dass Alter kein Stillstand, sondern Erntezeit ist, meine Gartenreisen als eine Art Marktlücke im damaligen Reisegeschehen. Mittlerweile erfreuen sich Reisen zu den herrlichen Gärten dieser Welt großer Beliebtheit und so sind es inzwischen wohl weit über 700 Gärten, die ich als „garden hunter“ mit Gleichgesinnten kennen und lieben gelernt habe. An Hand tausender Fotos, vor allem aber auch wenn ich über die von mir besuchten Gärten schreibe, durchlebe ich immer wieder die unglaublich schönen Stunden, die ich in diesen Wunderwerken der Natur mit großer Dankbarkeit erleben durfte. Viele, viele würden noch auf meiner Wunschliste stehen, vielleicht gewährt mir das Schicksal noch den einen oder anderen….

 

2. Welche Rolle spielt die Natur in Ihrem Alltag?

Auf den Punkt gebracht – sie ist mein Lebenselixier. Und fraglos wäre sie das für alle Menschen, nur erkennen es viel zu wenige und zerstören gedankenlos die Grundlage allen Lebens auf unserer Erde.

 

3. Gibt es einen Lieblingsort in der Natur, der Sie immer wieder inspiriert?

Natürlich mein eigener, sehr englisch inspirierter Garten, in dem ständig neue Herausforderungen und Überraschungen auf mich warten!

 

4. Welcher Garten ist, abseits der bekannten, Ihr liebster? Was macht ihn aus?
Diese Frage ist nur schwer zu beantworten, da jeder Garten, den man zu seinem alljährlichen Höhepunkt erlebt, unvergesslich und einzigartig ist. Am meisten beeindrucken mich vielleicht die von mir oft und oft Anfang Mai, genau zur überschwänglichen Blütezeit der farbenprächtigen Rhododendren, Azaleen und vor allem der von mir sehr geliebten Etagenprimeln, besuchten eher kleinen Furzey–Gardens in der Nähe von Southampton, die als Sozialprojekt für Menschen mit Beeinträchtigungen geführt werden. Der Abschied von dort fällt mir immer besonders schwer, aber das gilt eigentlich für alle Gärten, in denen die Zeit leider viel zu rasch verfliegt.

 

5. Welche drei Tipps würden Sie Gartenanfängern mit auf den Weg geben, die jetzt im Frühjahr mit ihrem Garten starten möchten?

Dürfen es ein paar mehr sein?
Zu allererst sollte man eine Gartenreise nach England unternehmen und dort viel fotografieren, um die unglaubliche Fülle an Inspirationen für daheim zu speichern. Und dann sollte man, bevor man an die Gestaltung des eigenen Gartens geht, zuerst einmal davon träumen, denn Wünsche und Träume sind die Samen, aus denen ein Garten entsteht. Hat man ausgeträumt, dann wäre es, um nicht gegen die Natur zu arbeiten, zuerst einmal wichtig, sich einen Überblick über die Bodenverhältnisse im zukünftigen Garten zu verschaffen. Denn auch unter größtem Aufwand wird man nur bei Vorhandensein eines leicht sauren bis neutralen Bodens mit einer Rhododendronpflanzung nach englischem Vorbild keine Enttäuschung erleben, während andere Pflanzen wiederum nur auf kalkreichen Böden Freude bereiten. Wie immer man seinen Garten auch gestaltet, ganz sicher gibt es kaum etwas Gesünderes und Positiveres als die Beschäftigung mit der Natur, auch wenn sie nur aus ein paar Kistchen oder Töpfen auf dem Balkon besteht. Sie bietet uns neben einem intensiven Fitnesstraining vor allem auch die so wichtige „Erdung“ und selbst ganz kleine Blumen können mit Ihrem Wachsen, Blühen und Gedeihen zum Lebenselixier werden. Und last, but not least – nicht jeder wird mit dem berühmten grünen Daumen geboren, man kann ihn sich auch erarbeiten.

 

Fotocredit: Gerda Walton