1. Sie sind nun seit einigen Jahren die Autorin der Bücher zum „Die schönsten Restaurants, Hotels und Bars“-Awards. Was macht für Sie die Inneneinrichtung in der Gastronomie und Hotellerie so besonders?

Das Besondere aus meiner Sicht ist, dass man das Interior gerade im gastronomischen Kontext nicht losgelöst betrachten kann. Hier werden einfach alle Sinne angesprochen. Es ist das gelungene Zusammenspiel aus Gestaltung, Genuss und Gastlichkeit. Der Raum wird in seiner Intensität erlebbar gemacht: Geräusche, Gerüche, Licht, Temperatur, Materialität und Farben reagieren mit all den Sinneseindrücken, die uns Geschmack wahrnehmen lassen.

 

  1. Was ist ein Trend in der Gastronomie und Hotellerie, den Sie in den letzten Jahren beobachten konnten, der Ihnen besonders zusagt?

Gerade bei all der Kurzlebigkeit von Trends fällt um so mehr eine Fokussierung auf das Wesentliche auf, eine Klarheit im Erzählen der Geschichte, die hinter dem Entwurf steckt – egal ob dieser puristisch oder ein Feuerwerk an Farben und Formen ist.

Und es finden sich mehr und mehr Projekte, die Gastlichkeit weiterdenken – als Impulsgeber für ein Quartier, als dritter Raum, als Beitrag gesellschaftlicher Verantwortung. Dies beeindruckt um so mehr, da die letzten Jahre für die Gastronomie und Hotellerie nicht einfach waren und nach wie vor nicht einfach sind.

 

  1. Für die Anfänger im Thema „Interior Design“ und „Innenarchitektur“: Womit fängt man Ihrer Meinung nach am besten an?

Augen öffnen, in alle Richtungen. Dinge hinterfragen. Und dadurch Empfindsamkeit entwickeln, die sensorische Wahrnehmung schulen. Sich selbst beobachten: Was macht der Raum mit mir? Warum fühle ich mich hier so und hier so? Die Werkzeuge zum Planen lernt man in der Ausbildung, im Studium. Aber das subjektive Empfinden kann man nur selbst trainieren – und dazu muss man noch nicht einmal Gestaltung studiert haben.

 

  1. Was ist Ihr liebstes (Callwey) Buch? Und wieso?

Eher unmöglich zu beantworten als eine, die seit rund zwanzig Jahren im Bereich der Architekturpublikation arbeitet … Eingrenzend auf Callwey: auch nicht wirklich einfacher … Spontan fällt mir „Die Geschichte beginnt mit einem Huhn“ ein. Weniger ein Kochbuch, sondern mehr ein „Buch übers Kochen“, in dem die Autorin erzählt, wie das Kochen neue Lebensgeister in ihr geweckt hat. Welcher Handgriff welche Bedeutung hat, was es mit ihr macht. Ein Buch darüber, wie essenziell nicht nur Essen, Nahrung an sich ist – sondern auch dessen Zubereitung selbst.

 

  1. Als Jurymitglied des Awards „Die schönsten Restaurants, Hotels und Bars“: Was ist immer die größte Herausforderung bei der Auswahl der Projekte?

Ich glaube, wie bei jedem Wettbewerb. Die Entscheidung … Wir sind eine interdisziplinäre Jury, um so mehr haben wir den Anspruch, die Treppchenplätze immer einstimmig zu entscheiden, was uns durch intensive, konsensorientierte Diskussionen auch immer wieder aufs Neue gelingt. Sprich wir stehen absolut hinter unserer Entscheidung. Aber am liebsten würde man eben doch noch sehr viel mehr erste und zweite Plätze vergeben können … Da bin ich dann jedes Mal ganz froh, dass es bei unserer Wahl nicht nur um Treppchen geht, sondern vor allem auch um die Kür der Top 50 des Jahres!

 

Das Foto wurde in Gut Sonnenhausen geschossen.

Fotocredit: Holger Felten