Reiselust und Gartenkunst

Der Sommer hat in diesem Jahr spät, aber endlich Einzug gehalten. Wen es nicht in die weite Ferne zieht und dennoch nicht zuhause hält, den laden die Sommerferien zu Ausflügen und Kurztrips ein. In Bayern gibt es zahlreiche wunderschöne Gärten und Parks, die fernab des Alltags zum Träumen und Genießen einladen. Unsere Autorin Konstanze Neubauer stellt Ihnen die Gartenschätze der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Bamberg in Oberfranken vor.

Auf den Spuren klösterlicher Gartenkunst

Kaum vorstellbar, dass die Kulturlandschaft um das ehemalige Benediktinerkloster St. Michael (gegründet 1015) fast das Opfer einer veralteten Vorstellung von der “autogerechten Stadt” geworden wäre. Noch in den 1980er Jahren existierten Pläne, durch diese einmalige Landschaft eine Bergverbindungsstraße zu bauen. Dazu kam es zum Glück nicht – stattdessen besann man sich eines Besseren und restaurierte und rekultivierte das Areal um das Kloster.

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Die barocken Terrassengärten wurden in den steilen Hang hineinmodelliert. Die niedrigen Hecken aus Kornelkirschen und die regelmäßig gepflanzten Obstbäume betonen die strenge Achsialität der Anlage.

Die Klosterlandschaft mit all ihren Gebäuden, Gartenanlagen und Wegen hat sich in der langen Geschichte der Abtei kaum verändert. Über Jahrhunderte haben die Mönche die steilen Hänge kultiviert und den Klosterberg mit einer Umgrenzungsmauer nach außen hin abgeschlossen.

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Einer der drei Pavillons im Stil des Rokokos aus Sandsteinquadern im "Unteren Abteigarten".

Am Südhang (“Kameraten”) existierte bereits im 12. Jahrhundert ein Weinberg, der jedoch im 19. Jahrhundert aufgegeben und in eine Streuobstwiese umgewandelt wurde. Als man den Weinberg zur bevorstehenden Landesgartenschau rekultivierte, stieß man auf Böschungsterrassen aus der Zeit des Barocks. Auch die Stützmauern in Richtung Abtei wurden wieder freigelegt. Heute wächst am ältesten Weinberg der Stadt wieder Wein, der nach ökologischen Kriterien angebaut wird. In den Randbereichen blieben die Obstbäume erhalten.

Terrassengärten am Michelsberg

Von der Terrasse hinter dem Kloster hat man einen schönen Blick auf die Weltkulturerbe-Stadt und die Klostergärten. Im Plateaugarten östlich der Abtei wurde um 1767 eine lange Lindenallee parallel zum Hang gepflanzt, die heute noch existiert. Der Brunnen stammt wahrscheinlich aus der gleichen Zeit. Im 19. Jahrhundert wurde das Plateau den Bedürfnissen des dortigen Gartencafés angepasst. Heute wird dieser Teil von einer Rasenfläche mit dem Brunnen geprägt, um den sich eine sternförmige Blumenrabatte schließt. Nordöstlich des Plateaus liegt der “Untere Abteigarten” mit den beiden Pavillons und dem Delphinbrunnen, auch als Walfischbrunnen bezeichnet. In den steilen Hand sind sechs Terrassen modelliert, die zusätzlich von niedrigen Hecken aus Kornelkirschen (Corpus das) betont werden. Die beiden zweigeschossigen Gartenpavillons im Stile des Rokokos stammen aus der Zeit um 1724. Sie sind aus Sandsteinquadern gebaut und mit einer Futtermauer verbunden, die den barocken Terrassengarten zur Talseite hin abschließt. Dadurch wird die strenge Achsialität der Anlage zusätzlich betont.

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Plateau-Garten mit Brunnen, der von einer sternförmigen Blumenrabatte eingerahmt wird. Im Hintergrund verläuft die Lindenallee parallel zum Hang.

Im Nordteil des Klosterareals (nördlich des Terrassengartens) befindet sich der sogenannte Reuthersberg mit einer großen Streuobstwiese. Dieser Gartenteil zieht sich vom oberen Bereich des Dombergs über Böschungsterrassen und einen Steilabfall bis hinunter zur Altstadt. Die fünf Meter hohe Stützmauer mit dem “Unteren Pavillon” (um 1751/52) verläuft entlang der Sandstraße, einem mittelalterlichen Gässchen. Durch die Türe des Pavillons gelangt man in die Bamberger Altstadt.

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Aus der Ferne tritt die Terrassierung des Michelsbergs besonders deutlich hervor.

Das Benediktinerkloster St. Michael stammt aus dem 11. Jahrhundert und gehört zu den bedeutendsten Denkmälern der Unesco-Welterbe-Stadt Bamberg. Es liegt nördlich des Bamberger Doms auf dem Michelsberg. Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt das Klostergebäude sein heutiges, hauptsächlich barockes Erscheinungsbild. Der gesamte ehemalige Klosterkomplex und die Kirche gehören der Bürgerspitalhilfe, die von der Stadt Bamberg verwaltet wird.

Adresse: Klostergärten St. Michael, Michelsberg 10, 96049 Bamberg, www.bamberg.de