Ins Bild setzen

Ausstellung: Ins Bild setzen – Architekturfotografie aus Bayern

Die Bayerische Architektenkammer lud am 25. November zu einer besonderen Vernissage: Architekturfotografie aus Bayern präsentierte sich selbst. Ein Gremium wählte Fotografinnen und Fotografen aus, die mit ihren herausragenden Arbeiten im Haus der Architektur ihr aktuelles Verständnis von Architekturfotografie vorstellen. Für die Callwey Architekturbücher Redaktion war es eine schöne Gelegenheit, einige der Fotografen persönlich kennen zu lernen, die man sonst nur aus dem Emailverkehr kennt. Was wäre Architekturvermittlung ohne ihr wichtigstes Kommunikationstool – der Architekturfotografie?! Die ausgestellten Projekte sind nicht nur klassische Auftragsarbeiten, sondern vielmehr vermittelnde Objekte, deren Kraft darin liegt, durch den Fotografen entsprechend „ins Bild“ gesetzt zu werden.

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Foto: www.bildwerk-reuter.de

Architekturfotografie: Kommunikationstool oder Kunstform?

Die Ausstellungsfläche im Haus der Architektur war zur Vernissage bis auf den letzten Platz gefüllt. Dr. Hilde Strobl, Kuratorin Architekturmuseum der TU München, beleuchtete in einem interessanten Vortrag den Nutzen der Architekturfotografie früher und heute: den Wandel vom Darstellungsmedium zur Kunstform. Architekturfotografie ist nach wie vor das Kommunikationstool Nr. 1, wenn es darum geht, ein Gebäude in kürzester Zeit zu erfassen. Eine Ausstellung wie diese zeigt, dass dieses Handwerk sich zur Kunstform gewandelt hat. Die Abwesenheit von Menschen auf den Bildern ist geradezu typisch, die Architektur wird in ihrer reinsten Form dargestellt. Sie nimmt den ganzen Raum auf den Fotos für sich ein, ist scheinbar empfindlich gegenüber Rüschengardinen und IKEA-Einrichtung. Ein besonders schönes Zitat aus dem Vortrag von Frau Strobl blieb im Gedächtnis:

Architekturfotografie dient der Erinnerung – vor und nach der Existenz des Gebäudes

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Ein Tisch, eine Lampe. Die Ausgangssituation für die Fotografen

Die Ausstellung selbst ist schlicht gehalten, 13 Tische, 13 Fotografen. Spannend wird es bei genauer Betrachtung: Die Präsentation der Werke wurde individuell von den Fotografen gestaltet. Ob bedrucktes Tischtuch oder selbst entworfener Betonsockel – das Spiel mit besonderen Strukturen im Kontrast zu den zweidimensionalen Bildern hat die Besucher spürbar begeistert. Die enge Anordnung der Tische stellte sich als geschickt heraus. Eine Zirkulation auf knappem Raum regte viele Gespräche an, so erfuhr ich dank fragender Miene auch sofort, was ein “Austragshaus” ist, das auf den Fotos von Michael Christian Peters zu sehen ist: Unter Austragshaus (auch: Auszugshaus oder Ausziehhaus) versteht in traditioneller Hinsicht ein auf einer Hofstätte errichtetes kleineres Gebäude, das für die Altbauern nach Übergabe des Hofs an die Jungen als Alterswohnsitz errichtet wurde. Hätten Sie’s gewusst?

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Das Austragshaus. Michael Christian Peters ließ einen Betonsockel bauen
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Die alte Paketposthalle. Stefan Müller-Naumann ließ auf Stoff drucken

Ausstellung noch bis 23.12.15 geöffnet

Das Fazit: Mehr Offenheit seitens der Auftraggeber könnte die Architekturvermittlung noch einmal auf ein ganz neues Level heben. Wir wissen: Ohne diese herausragende Fotografie wären auch unsere Callwey Bücher nicht das, was sie sind. Chapeau und eine ausdrückliche Empfehlung für diese Ausstellung. Schauen Sie noch bis 23.12.15 vorbei, der Eintritt ist kostenlos.

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Die Borstei. Auszug aus dem Bildband von Rainer Viertlböck
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Fotografie hinter Hochglanz von Ralf Dieter Bischoff
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Florian Holzherr fotografierte das Education Center Nyanza in Ruanda