Häuser des Jahres 2013

Bekanntgabe der Preisträger

1. Preis: HHF Architekten, CH Basel
Haus über der Landschaft in Nuglar

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HFF Architekten: Haus über der Landschaft in Nuglar
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Tilo Herlach, Simon Hartmann & Simon Frommenwiler

Urteil der Jury:

„Mit diesem spektakulär-unspektakulären Haus haben zum dritten Mal Schweizer den Preis Häuser des Jahres 2013 gewonnen. Was soll eine Jury machen – wenn die Schweizer Einreichungen von solch exquisiter handwerklicher Ausführung und stringenter Konsequenz sind? Beides ist wieder der Fall bei dem zunächst simpel wirkenden, zweigeschossigen Giebeldachhaus mit hellgrauer Fichtenholzverkleidung, das auf einer Plattform steht, an einem Hang am Dorfrand von Nuglar bei Basel. Diese Plattform verleiht dem Haus das Artifizielle, eine Distanzierung von der überwältigenden Natur. Ein Garten war nicht erwünscht. Die Plattform ist komplett als Holzterrasse ausgebildet, mit eingelegtem Pool und einem 180 Grad-Blick auf unverbaute Landschaft, aber ohne Zutritt. Die erhöhte Lage bietet Privatsphäre auf der Terrasse und im Erdgeschoss, das aus Küche, Essbereich und Wohnbereich besteht. Im Innern überwiegen wenige perfekt ausgeführte Oberflächen aus Sichtbeton für die tragenden Wände, Decken und Treppen. Türen, Fenster und Innenflächen des Schrägdachs sind aus Lärchenholz ausgeführt, die Böden aus hellgrauem Parkett oder Estrich. Radikal ist die Gestaltung der Zonierungen des Hauses, oben das konzentrierte Schlafen, in der Mitte das nach außen orientierte, verglaste Wohnen und im Keller unter der Terrasse all das, was das Haus funktionsfähig macht – aber im Maßstab zu groß wäre: eine Garage für vier Autos, ein Büro, ein Fitnessraum und die Technik. In dieser eigentümlichen Widersprüchlichkeit zwischen Einfachheit und Komplexität, Natur und Kultur, Introvertiertheit und Extrovertiert sowie Offenheit und Geheimnis liegen die großen Qualitäten dieses Wohnhauses.“
Peter Cachola Schmal

Auszeichnung: WESPI De Neuron Romeo Architekten
Haus über dem See in Ranzo

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Haus über dem See in Ranzo

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Marcus Wespi
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Luca Romeo
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Jérome de Meuron

Urteil der Jury:

„Das Haus befindet sich an einem Steilhang an der Küste des Gambarogno und verfügt über eine herrliche Aussicht auf den Lago Maggiore. Die verputzten Gemäuer und die gepflasterten Wege in der Tessiner Landschaft standen Pate für die Materialisierung der Anlage und verleihen ihr eine ursprünglich anmutende Atmosphäre. Von einer großen, gepflasterten Terrasse mit Ausblick auf den See erreicht man über ein paar Stufen den Parkplatz an der oberen Straße, welcher ebenso als Auftakt der Bewegung in umgekehrter Richtung zum und durch das Haus verstanden werden kann. Die einfache grundrissliche Gestaltung des Hauses wird durch die vorgelagerte hofartige Schicht vor den Schlafräumen räumlich und im Sinne des Lichts erlebnisreich verdichtet und dient als Lärmschutz vor den nahe vorbeifahrenden Zügen. Im Gegenzug zur introvertierten Stimmung der Schlafräume mit den vorgelagerten Lichthöfen und den punktuellen Ausblicken inszeniert die Öffnung des Wohnbereichs mit raumhohen Fenstern das große Panoramaerlebnis. Die Jury lobte an diesem kohärent und kompromisslos zeitgenössischen Entwurf dessen sensible Eingliederung in das Territorium und in die Topografie des bestehenden Tessiner Dorfs und die stimmige atmosphärische Wirkung der geschaffenen Innenräume.“
Daniele Marques

Auszeichnung: Buchner, Bründler Architekten
Haus in Gelterkinden

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Buchner Bründler Architekten: Haus in Gelterkinden

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Daniel Buchner
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Andreas Bründler

Urteil der Jury:

„Zunächst ist man geneigt, von einer Skulptur zu sprechen. Sich nur des Begriffs „Haus“ zu bedienen, greift zu kurz. Wer denkt nicht an die großen Architektur-Heroen beim Anblick des rohen Betons und seiner hohen plastischen Qualität! Mit den Nachbarn will das Haus freilich nichts zu tun haben, auch nicht mit der Straße, die darauf zuführt. Und doch ist es nicht  abweisend, weil seine harmonische weiche Form das Auge gefangen nimmt. Ohne Zweifel weckt das Objekt wehmütige Erinnerung an die große Zeit des Beton brut, an Le Corbusier natürlich. Zunächst stellt man fest, wie präzise der Grundriss entwickelt und wie vielfältig das Raumangebot in dem doch recht kleinen Volumen untergebracht ist: nach Norden umschlossen von den dienenden Räumen, von Zugang, Garage, Treppe und Bad, nach Süden dagegen großzügig offen über die gesamte Breite. Dem Gebot der Moderne folgend, bedienen sich die Architekten im Wesentlichen nur zweier Materialien: Holz und Beton. Dieser disziplinierte Umgang tut gut, denn das eigentlich kleine Volumen könnte auch nicht mehr ertragen. So schön das Haus ist, man wünschte sich, die südlichen Nachbarn hätten sich derselben Architekten bedient, oder der Blick in die freie Landschaft würde wenigstens nicht durch den architektonischen Durchschnitt gebremst. Dann wäre das Haus das, was es eigentlich sein will: eine Skulptur in der Landschaft.“
Jórunn Ragnarsdóttir

Auszeichnung: Nikolas Bienefeld Architekt
Ein Dorfhaus in Kirchheim

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Ein Dorfhaus in Kirchheim
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Nikolaus Bienefeld

Urteil der Jury:

„Dieses Haus verdient in mehrfacher Hinsicht eine Auszeichnung. Städtebaulich fügt es sich wie ein vertrauter Bekannter in den Kontext der ehemals landwirtschaftlich genutzten kleinteiligen Bebauung. Die Dimension des in zwei Baukörper geteilten Hauses und seine einfache, gleichwohl erfinderische und sorgfältige Detaillierung trumpft nicht mit städtischer Modernität auf, sondern nimmt bescheiden in der gewachsenen dörflichen Umgebung Platz. Die hierarchische Entwicklung der Grundrisse schließlich lässt über Generationen eine veränderliche Nutzung zu: mit einer Praxis im Vorhaus, einer Wohnung für Pflegepersonal, auch eine vermietete oder veräußerte separate Wohneinheit. Selbst eine verträgliche Erweiterung mit einem Gartenhaus ist auf dem Grundstück möglich. Endgültig entsteht dann eine fast herrschaftliche Ordnung aus den einzelnen Baukörpern. Die Architektursprache orientiert sich an einfachen mediterranen Landhäusern, ohne jedoch die heute gefällige Landlust-Dekoration zu bemühen. Die Ausführung kokettiert mit einer herben Schmucklosigkeit, die immer wieder von eigens entworfenen Architekturdetails konterkariert wird. Einige der Postmoderne zugeordnete Beigaben werden dabei in Kauf genommen.“
Thomas Kaczmarek

Auszeichnung: Jan Rösler Architekten
Scheunenumbau in Druxberge

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Scheunenumbau in Druxberge
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Jan Rösler

Urteil der Jury:

„Wenn Nachhaltigkeit mehr sein soll als Lippenbekenntnis, geht es beim Bauen um den sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Umbau wird ein zunehmend wichtiges Thema. Dass Einfamilienhaus nicht notwendigerweise Neubau bedeuten muss, beweist eindrücklich das Projekt von Rösler Architekten. Das bestehende Stall- und Scheunengebäude wurde postagrarisch umgenutzt und in ein Wohnhaus für eine vierköpfige Familie verwandelt. Dabei blieb das Äußere weitgehend unverändert, während im Innern durch geschickte Interventionen Platz für die neue Nutzung geschaffen wurde. Dabei gelang es den Planern, die Qualitäten des bestehenden Gebäudes zu bewahren: Dachstuhl und preußische Kappen bleiben sichtbar und verleihen dem Innern eine eigene Atmosphäre, welche die ursprüngliche Funktion des Gebäudes noch anklingen lässt. Mit einem reduzierten Einsatz von Materialien ist eine Großzügigkeit entstanden, welche ein Neubau kaum geboten hätte.“
Hubertus Adam

Auszeichnung: Pascal Flammer
Haus auf einer Jura-Wiese

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Pascal Flammer: Haus auf einer Jura-Wiese
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Pascal Flammer

Urteil der Jury:

„Dieses Haus evoziert eine gewisse Ehrfurcht. Und man glaubt, ohne dem Architekten begegnet zu sein, dass darin Einflüsse aus anderen Kulturkreisen aufgegangen sind. Allerdings ohne die leiseste folkloristische Attitüde. In einem Interview antwortete Flammer auf die Frage, welche Inspirationen den Entwurf getragen hätten: Richter, Polke, Shinohara, Rocha, Buddha, Maria. Das klingt verwegen, vor allem, da es sich um das erste gebaute Haus seines eigenen Büros handelt, das er 2005 nach seinem Engagement bei Valerio Olgiati in Zürich eröffnet hat. Tatsächlich hat sich der weitgereiste Architekt mit diesem Holzhaus ein großes Stück von der regionalen Tradition entfernt, ohne einen Fremdkörper in die abgelegene, zauberhafte Wiesenlandschaft zu setzen. Das Haus changiert zwischen Abschluss und Öffnung und nimmt auf jeder der drei Ebenen einen eigenen Bezug zur Umgebung auf: im Untergeschoss bleibt man gedanklich auf sich konzentriert, darüber im Erdgeschoss mit der umlaufenden Verglasung wird man auf Augenhöhe mit der Natur konfrontiert, unter dem Dach betrachtet man sie wie ein Bild aus der Distanz. Die Aufnahmen im bläulichen Wiesennebel zwischen Tag und Traum lassen das Haus wie eine schwebende Erscheinung wirken. Die Jury erkannte dennoch die konstruktive Leistung.“
Wolfgang Bachmann

Die Jurysitzung 2013

Alles neu, alles anders: Häuser des Jahres 2013

Bericht von der Jurysitzung am 13. Februar 2013

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Am Aschermittwoch traf sich die Jury für den zum dritten Mal ausgelobten Wettbewerb Häuser des Jahres. Lauter schwarze Hosenbeine, zweifellos ging es um Architektur.

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Da man nie weiß, wie die Preisrichter miteinander auskommen und ob sie alle bis zum Ende durchhalten, wird das obligatorische Kellertreppenfoto im Schnee immer gleich zu Anfang gemacht. Von links nach rechts: Jórunn Ragnarsdóttir, Hubertus Adam, Daniele Marques, Peter Cachola Schmal, Thomas Kaczmarek, Wolfgang Bachmann(wer hat da gerade von oben den Schneeball geworfen?)

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Während die in überquellenden Postkörben und auf langen Tischen ausgebreiteten 219 Arbeiten auf eine Wertung warteten …

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…nahm die Jury erst einmal zu einer Lagebesprechung Platz, um die Erlebnisse von ihren letzten Fach-Studienreisen auszutauschen (sichere Schneelage, Bonus bei Luxushotels, günstige Mietwagen etc.)

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Das ist doch wieder typisch. Noch nix geschafft, und schon hocken sie wieder rum!

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Müssen die Juroren wirklich vereidigt werden?

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Wenn man die Einreichungen gut mischt, erhält man einen besseren Querschnitt über die zeitgenössische Architektur. – Diese Männer! Das muss wieder alles schön in die Hüllen zurückgesteckt werden. Bei den Schwaben gäb’s so was nicht.

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Ist das der Tisch für die Schweizer? Dann haben die deutschen Kollegen gar nicht mitgemacht?

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Die Erläuterungstexte sind wieder klasse! Ich sing das grad mal vor.

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Dahinten, da liegt eine sehr gute Arbeit.

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Das sind langjährige Baumeister-Abonnenten. Das sollten wir berücksichtigen.

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Das sehen wir uns gleich mal auf Google-Maps an. – Da haben wir’s, das sind bloß Renderings, das Haus ist noch gar nicht gebaut.

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Das ist ja zum Haareraufen! Wie sollen wir so eine Erstveröffentlichung hinkriegen. Bis das Buch kommt, steht das Haus doch.

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Jetzt wird geklebt. Faites votre jeu! Eine blaue Marke zählt wie zwei gelbe Marken, drei gelbe entsprechen vier roten. So machen es die Eidgenossen.

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Dann sind wir ja schon am Ende!

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Das rote sind doch die Essensmarken! Wer hat mir meinen Suppenbon geklaut?

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Hier ist Leberwurst auf der Hülle! So geht das nicht. Bitte nicht mit den Semmeln in der  Hand die Arbeiten anfassen!

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Na, die waren ja wieder schnell fertig. Ob man in so einem Haus wohnen möchte? – Das ist doch jetzt pedantisch. Es kommt drauf an, was die Jury draus macht!

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Okay. Dann weg mit dem Kindersaft, jetzt wird gefeiert. Schampus für alle!

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Ein Prosit dem großen Vorsitzenden, der uns sicher vor allen Anfechtungen bewahrt hat! Die Jury wird die Ergebnisse bis zur Preisverleihung im DAM am 5. September in ihrem Herzen vergraben.

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Ausschreibung – Wettbewerb HÄUSER DES JAHRES

Wir suchen die besten Einfamilienhäuser des Jahres 2013 in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol!

Das Deutsche Architekturmuseum und der Callwey Verlag loben zum dritten Mal den Wettbewerb „Häuser des Jahres – Die besten Einfamilienhäuser 2013“ aus.

Gesucht werden vorbildliche Wohnhauskonzepte, die von hoher architektonischer Qualität zeugen. Kriterien sind die Auseinandersetzung mit dem ländlichen oder städti­schen Kontext, die räumliche Gestaltung eines privaten Lebensbereichs, das in­telligente Zusammenspiel zwischen Ästhetik, Material und Konstruktion – und nicht zuletzt eine zeitgemäße Antwort auf die Bauaufgabe Einfamilienhaus.

Die Wettbewerbsbedingungen

Teilnahmeberechtigt sind Architekten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol, die Urheber der eingereichten Projekte sein müssen. Die Häuser sollen nach dem 1. Januar 2010 fertig gestellt und noch nicht in einer Buchpublikation veröffentlicht worden sein. Jeder Teilnehmer kann maximal drei Projekte einsenden.

Die Preise

Der erste Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, weitere Büros bekommen eine Auszeichnung.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden in dem Buch „Häuser des Jahres“ im September 2013 veröffentlicht. Die ausgezeichneten Projekte werden darüber hinaus in einer mehrwöchigen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt präsentiert. Die Architekturzeitschrift Baumeister und die Welt am Sonntag dokumentieren den Wettbewerb und stellen die Siegerhäuser vor.

Die Jury

Die eingereichten Arbeiten werden von einer unabhängigen Jury beurteilt:

Peter Cachola Schmal (Direktor des DAM), Hubertus Adam (Direktor S AM), Dr.-Ing. Wolfgang Bachmann (Herausgeber Baumeister), Thomas Kaczmarek (InformationsZentrum Beton), Prof. Daniele Marques (Architekt, Preisträger Häuser des Jahres 2012), Jórunn Ragnarsdóttir (LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten).

Hier finden Sie die Beiträge zu den weiteren Wettbewerben:
Häuser des Jahres 2014
Häuser des Jahres 2012
Häuser des Jahres 2011