Die Londoner Herbstsonne scheint und noch keine Pläne? Für einen dieser Tage wurde mir als eines der Must-Sees von London mehrfach die William Morris Gallery ans Herz gelegt. Ich kann nur sagen, mir wurde nicht zu viel versprochen. Das kleine, feine Museum vereint britische Ästhetik mit einem schönen Tag im Park. William Morris ist weltweit für seine floralen Stoff- und Tapetenmuster bekannt. Viele seiner Entwürfe werden bis heute produziert und schmücken Generationen von Wohnzimmern. Neben Design und Handwerk war das Multi-Talent aber auch Buchautor und engagierte sich sowohl für den Erhalt historischer Gebäude als auch für sozialere Arbeitsbedingungen – im London des 19. Jahrhunderts war beides nicht gerade populär. Ich machte mich also auf, um der umfassenden Sammlung zu Leben und Werk des faszinierenden Briten einen Besuch abzustatten. Nach einem Fußweg durch den quirligen Stadtteil Walthamstow taucht das mitten im Lloyd Park gelegene Museum auf wie eine grüne Ruheoase.
William Morris verbrachte im heutigen Museum seine Kindheit. Nach der Sanierung des Hauses lassen sich die Räume nun sogar für Hochzeitsfeiern anmieten. Zwei Etagen sind den verschiedenen Facetten William Morris’ gewidmet und geben umfangreiche Einblicke: Von seinen ersten Wandmalereien über seine Glasfenstergestaltung bis hin zu Textilweberei, Keramik und Buchdruck. Den damals vorherrschenden viktorianischen Stil hat er mit seinen reduzierten Entwürfen kräftig durcheinander gewirbelt.
Vieles ist anschaulich gemacht und sogar kindgerecht aufbereitet. So lassen sich die Textilmotive der Kupferdruckplatten von den Besuchern abpausen oder Webtechniken ausprobieren. Ein ambitionierter Ansatz, der einem die vielen Seiten des Künstlers wirklich nahe bringt, andererseits aber auch viel Aufmerksamkeit abverlangt. Genauso gut kann man sich auch einfach von der detailgetreuen Blumenpracht der Entwürfe verzaubern lassen.
Bei Tee und Kuchen lassen sich die gesammelten Eindrücke im Wintergarten-Ambiente des Tea Room ganz entspannt reflektieren.
Ich bin ein großer Fan von kreativen Souvenirs und kann einen Abstecher in den Museumsshop empfehlen. Mit dem Sortiment an Fachliteratur, Kosmetik und Regenschirmen im William Morris Design ließe sich ohne Weiteres die gesamte Verwandtschaft beglücken.
Zum Glück war ich neugierig genug, um zum Abschluss noch einmal über die Tea Room Terrasse in den Garten zu spazieren. Dort entdeckte ich das zweite Highlight des Tages, den Lloyd Park. Mit seinen Gartenanlagen, den natürlichen Wasserläufen und herum laufenden Eichhörnchen entpuppte er sich als Sehenswürdigkeit für sich und wäre sogar einen eigenen Besuch wert gewesen.
Ich hoffe, wir lesen uns übernächste Woche wieder, in meinem London-Blog am Donnerstag.
From London with Love,
Nora
