Dichterfürst-Gartenfürst

Es trafen sich zwei Gartenliebhaber, die sich im realen Leben nie hätten begegnen können: Die Autorin Renate Hücking hatte ein Rendezvous mit Johann Wolfgang von Goethe im Garten. Ein Jahr lang. Sie lud ihn auf einen Spaziergang ein und stellte eine gemeinsame grüne Leidenschaft fest: „Diese Jahreszeit der Jugend wärmt mit aller Fülle mein oft schauderndes Herz. Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blüten, und man möchte zum Maienkäfer werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu können.“

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Wie in Die Leiden des jungen Werther manifestierte Goethe seine Natur- und Pflanzenliebe in zahlreichen literarischen Werken. Renate Hücking fing sie auf und schrieb ein Callwey Buch für den „Garten- und Pflanzenfreund mit botanischen Ambitionen“, der sich vom Dichterfürst inspirieren lassen darf. Und nach ihrem persönlichen Goethe-Jahr weiß die Autorin, dass sie in Zukunft auf duftende Nelken, Malven (Stockrosen) und Pompon-Dahlien setzen will, den Lieblingspflanzen des Dichters. Marion Nickig porträtiert mit eindrucksvollen Fotografien die Gärten der Goethe-Zeit in ihrer jetzigen Pracht. Historische Aufnahmen zeigen, wie inspirierend sie schon in der Vergangenheit zu erleben waren.

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Wenn Sie also in der kalten Jahreszeit weniger im Garten arbeiten können, wäre es doch der ideale Zeitpunkt, mit Goethe ins Gespräch zu kommen. Seine Erfahrungen teilt er gern: „In einer Nacht haben mir die Schnecken beinahe alles aufgefressen, meine schönen Gurken sind fast alle weg, und ich muss wieder von vorne anfangen.“ Er verzagt dennoch nie: „Es soll mir meinen guten Humor nicht verderben“, und weist Ihnen vielleicht gerade deshalb neue Gartenwege.

Fotos: Marion Nickig aus Mit Goethe im Garten