Der Zeit voraus…

Stichtage haben immer so etwas Endgültiges, Unumkehrbares. Zum Beispiel der Herbstbeginn: Am 23. September ist es mit dem Sommer zumindest laut Kalender aus und vorbei. In diesem Jahr ist das kein Grund zur Traurigkeit – denn südlich des Mains ist er ja ohnehin ins Wasser gefallen. Im Gegenteil, eigentlich kann es nur besser werden. Und tatsächlich ist die Prognose für den Oktober gar nicht so schlecht. Wanderfans, Gartenfreunde und Sonnenanbeter werden also hoffentlich noch ein wenig entschädigt.

Tulpenzwiebeln

Eine echte Perspektive bietet aber wie so oft nur ein Blick über den Horizont der nächsten Wochen hinaus. Nach dem Sommer ist schließlich vor dem Sommer! Blenden wir also die kommenden Monate einfach mal aus und stellen uns blühendes Leben vor – das lässt sich zumindest im Garten jederzeit umsetzen. Ja, auch jetzt! Das Zauberwort heißt: Blumenzwiebeln pflanzen – zumindest solange es mild bleibt und der Boden nicht friert. Tulpen, Narzissen, Schneeglöckchen oder Kaiserkronen schlummern zwar bis zum nächsten Frühjahr erstmal in der Erde. Aber Vorfreude macht auch großen Spaß! Also ran an die Schaufeln zum Löcher buddeln und viele, viele Zwiebeln versenken!

Hyacinthen Zwiebeln in Papiertasche
Schon heute an die Blumenpracht von Morgen denken...
Blühende Tulpen
... denn Vorfreude ist die schönste Freude!

Das Tolle an Blumenzwiebeln ist, dass sie nicht viele Ansprüche stellen. Denn alles, was sie während der Blütezeit an Nährstoffen brauchen, haben sie in der dicken Knolle gespeichert. Über Winter füllen sie die Vorräte auf, wurzeln in der Erde gut ein und vertrauen beim richtigen Zeitpunkt zum Austrieb ihrem siebten Sinn. Einfach genial! Das funktioniert im Rasen übrigens ebenso wie im Kiesbeet oder im Blumentopf. Wichtig ist nur, dass der Boden nicht zu feucht ist. Dann würde das empfindliche Zwiebelgewebe faulen. Beim Pflanzen einfach die Zwiebel mit der Spitze nach oben ins Pflanzloch setzen. Je größer sie ist, desto tiefer sollte das Loch sein: etwa zweieinhalb Mal so tief, wie die Zwiebel hoch ist. Wenn das mal nicht hundertprozentig stimmt ist es nicht schlimm, dann ruckelt sich die Knolle mit der Zeit im Boden noch selber ein wenig rauf oder runter. Zur Belohnung wächst im Frühjahr aus jeder Zwiebel ein Blütentrieb.

Tulpenfeld pflanzen
Tulpen am besten im Pulk pflanzen für ein tolles Blütenmeer

Gelbe Teppiche aus Winterling (Eranthis hyemalis), kleine Inseln aus Blausternchen (Scilla), ein wogendes Tulpenmeer oder eine Krokuswiese kann man sich auf diese Weise einfach in den Garten pflanzen. Mit einer Handvoll Blumenzwiebeln kommt man allerdings nicht weit. Da braucht es schon größere Mengen. Es müssen zwar nicht gleich Hunderttausende sein, wie auf einer Bundesgartenschau. Aber blühende Bodenschätze kann man auch in einem kleinen Garten nicht genug haben. Hilfreich ist es, die Zwiebeln in Pulks zu pflanzen, denn nichts wirkt verlorener als eine einsame Tulpe im Beet. Wer warten kann und sparen möchte, sollte sich an die „kleinen Wilden“ halten. Märzenbecher (Leucojum), Schneeglanz (Chionodoxa) oder Lerchensporn (Corydalis) wachsen wie auch Schneeglöckchen, Scilla oder Krokus mit der Zeit durch Tochterzwiebeln zu immer größeren Beständen heran. Das ist im Frühling ein Anblick, den man für kein Geld der Welt mehr hergeben möchte. Da kann der Sommer dann werden wie er will!

Muscari und Narzissen als Blütenteppich
Ein blau-weißer Teppich aus Muscari und Narzissen
Kaiserkrone alte GartenpflanzeKaiserkron alte Gartenpflanze
Kaiserkrone – eine alte Gartenpflanze des Orients

 

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