Callwey: Bei der Arbeit an Ihrem Buch „Wie eine Wohnung ein Zuhause wird“ haben Sie Einblicke in eine Vielzahl an Wohnungen erhalten. Wie haben Sie sie aufgespürt – die vielen Wohnungen und ihre Geschichten?

Stefanie Luxat: Ehrlich gesagt war es ein klein bisschen wahnsinnig von mir, schwanger so ein Projekt anzugehen. Ich hatte bis Vertragsunterzeichnung nur grob darüber nachgedacht, wie man das Buch voll bekommt mit spannenden Wohnungen und Geschichten. Aber ich hatte irgendwie so ein gutes Gefühl, dass das schon klappen wird. Zum Thema Zuhause hatte ich gleich viele schöne Bilder und Texte im Kopf und der Rest kam dann irgendwie so zu mir, als ob alles so sein sollte. Viele Freunde sagten gleich ja, als ich fragte, ob wir bei Ihnen fotografieren dürfen. Empfahlen uns weiter und so wurde es ein sehr persönliches Buch, weil nur großartige Menschen, vor allem viele tolle Freunde drin sind, bei denen die Fotografin Brita Sönnichsen und ich wirklich sehr gern zu Gast waren. Uns Zuhause gefühlt haben. Und mit der sehr natürlichen Deadline fürs Buch, der Geburt meiner Tochter, hat dann ja Gott sei Dank auch alles super geklappt. Auch wenn es kurz vor knapp war.

Callwey: Was genau hat Sie dazu bewogen ein Buch über das kreative und bewusste Gestalten der eigenen Wohnung zu schreiben?

Stefanie Luxat: Der pure Egoismus! Ich liebe es, mir schöne Wohnungen anzuschauen und sie hier und da noch einen Tick schöner zu machen. Wir haben unsere Wohnung sehr aufwändig renoviert und das hat so unglaublich gut getan, dass ich dachte: Warum hab ich Töffel das nicht schon viel früher gemacht und mir viele doofe Morgende erspart, an denen ich dachte: „Argh, der nicht abgeschliffene Fußboden nervt! Ach menno, warum ist die Wand nicht in der Farbe gestrichen, warum gibt es in dem Zimmer keinen Stuck?“ Und wenn mir etwas so gut tut, denk ich oft, könnte es anderen doch auch gut tun. Und das scheint ja auch der Fall zu sein. Großartiger Weise ist „Wie eine Wohnung ein Zuhause wird“ ja gerade in der zweiten Auflage erschienen, juhu!

Callwey: Wenn Sie nicht gerade an einem Buch arbeiten oder für eine Vielzahl bekannter Magazine schreiben, betreiben Sie auch einen sehr erfolgreichen Blog. Wie bekommen Sie all diese unterschiedlichen Aufgaben unter einen Hut, ohne den Spaß an jeder einzelnen zu verlieren?

Stefanie Luxat:  Den Spaß verliere ich nie, nur die Zeit. Wie unglaublich wertvoll Zeit ist, habe ich gemerkt als meine Tochter auf die Welt kam. Ich liebe die Zeit mit ihr, ich liebe es aber auch zu arbeiten und beides geht ja leider nur mit genügend Zeit. Manchmal kauf ich mir Extrazeit über einen Babysitter, mein Mann unterstützt mich auch sehr. „Ach, das klappt schon irgendwie“ ist da auch mein Motto. Und bisher klappt es ganz gut.

Callwey: Der eigentliche Hintergrund Ihres Plädoyers, dass jede Wohnung ein Zuhause werden kann scheint ja zu sein, dass die heutige Gesellschaft immer mehr dazu neigt, Umstände hinzunehmen und nicht selbst die Chance zu ergreifen Dinge so zu verändern, dass sie den eigenen Vorstellungen entsprechen. Weshalb leben so viele Leute lieber jahrelang aus dem Karton oder ärgern sich über die Dinge, die in ihrem Zuhause eigentlich nicht so ganz perfekt sind, anstatt sich dauerhaft einzurichten?

Stefanie Luxat:  Holla die Waldfee, so kann man es natürlich auch sehen. Wow, mein Buch hat sogar einen gesellschaftsrelevanten Unterbau, hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht, aber: toll! Ja, Sie haben recht, den Trend gibt es bestimmt. Und meine Generation und die der Zwanzigjährigen ja noch viel mehr, muss ja so irre flexibel und auf dem Sprung sein und zu allem bereit, da ist es glaub ich wirklich schwierig sich fallen zu lassen und auch mal anzukommen, statt immer auf der Reise und sprungbereit zu sein. Da ist für viele ein Zuhause schwer denkbar, obwohl es eigentlich sehr wichtig ist. Als Hafen, von dem aus man in wunderbare Abenteuer stechen und zu dem man zum Auftanken zurückkehren kann.

Callwey: Neben den vielen Einblicken in die unterschiedlichsten Wohnungen, zeigen Sie ja auch Ihre eigenen vier Wände. Was ist das für ein Gefühl, dass nun jeder sehen kann wie Sie und Ihre Familie leben?

Stefanie Luxat:  Haha, das ist ja kein Staatsgeheimis, wie ich wohne. Das darf ruhig jeder sehen. Vor allem, weil es viele inspiriert. So höre ich es auf jeden Fall immer wieder von meinen Bloglesern und den Menschen, die meine Bücher kaufen. Gegenfrage: Was hab ich denn davon, wenn ich alles für mich behalte? Ich liebe es einfach zu sehr, mir und anderen eine gute Zeit zu bescheren. Wenn mich ein Buch, ein Bild oder ein schöner Text auf eine tolle Idee bringt, dann ist das wie frisch verknallt sein, dann drehen Schmetterlinge im Bauch durch, dann ist das ein großartiger Spaß, ja fast ein Fest. Und auf einer Party steht man doch auch nicht allein auf der Tanzfläche und hört ganz für sich Musik über Kopfhörer, oder?

Callwey: Genau so ist es! Vielen Dank für das Gespräch!