Welche aktuellen und möglicherweise auch künftigen Trends sehen Sie derzeit?

Ich glaube, der wichtigste Trend ist, dass Modetrends immer weniger wichtig werden. Es gibt natürlich Strömungen, wie zum Beispiel Athleisure, ein anderes Wort für: Sportklamotten darf man jetzt überall tragen, nicht nur im Gym. Und immer wieder auch Teile, die unvermeidlich werden, wie in den letzten zwei Sommern schulterfreie Oberteile und Kleider. Aber durch die irrsinnigen Produktionsabläufe in der Modebranche, durch die jedes Jahr bis zu sechs Kollektionen pro Marke auf den Markt gebracht werden, und man Bikinis im Februar und Wintermäntel im Juli kaufen kann, kommt eh keiner hinterher, was gerade angesagt sein soll. Besser gesagt: Die meisten Trends wiederholen sich bei diesem Tempo so schnell, dass es egal ist, ob man aktuelle Saison, vorletzte Saison oder Vintage trägt. Das Schöne daran ist, dass Stil immer individueller wird. Mode steht viel mehr für eine persönliche Haltung oder einen bestimmten Lebensentwurf als für ein Abbild dessen, was gerade in den Läden hängt.

 

Welche fünf Kleidungsstücke muss man im Schrank haben?

Einen Trenchcoat, weil man damit sofort besser angezogen ist. Ein weißes Hemd, weil man es zu allem anziehen kann. Eine Jeans, die so gut sitzt, dass man darauf angesprochen wird. Ein perfekt geschnittener Blazer, der einen durch den Tag trägt. Ein völlig unnötiges Paar Schuhe, das gerade deshalb nötig ist. Mein Kleiderschrank käme mir auch ohne Jumpsuit unvollständig vor. Claire Beermann beispielsweise, erfolgreiche Modejournalistin und Bloggerin, kauft sich nie viel empfohlene Basics wie Cashmere-Pullover und weiße T-Shirts, weil sie beides nicht trägt. Welche fünf Stücke man braucht, kommt immer auch ein wenig darauf an, was schon im Schrank hängt. Bis auf die Jeans. Eine gute Jeans braucht jede Frau.

 

Welchen Trend können Sie nicht mehr sehen und was sollte sich stattdessen stärker durchsetzen?

Schon oft totgesagt, immer wieder auferstanden: die Skinny Jeans. Vermutlich wird sie nie ganz verschwinden, aber ich bin persönlich dankbar, dass es inzwischen eine größere Auswahl von Schnitten gibt. Denn ich habe Skinnys zwar auch jahrelang getragen, aber wirklich gut sahen sie an meinen Beinen nie aus. Mich würde es auch nicht stören, wenn das Revival der 90er-Jahre bald wieder ausgefeiert hätte. Was aber allein daran liegt, dass ich inzwischen so alt bin, dass ich die Looks – bauchfreie Tops, Flanellhemden, Kropfbänder – beim ersten Mal schon mitgemacht habe.

 

Erkennen Sie einen Wandel im Konsumverhalten?

Zahlen habe ich nicht, aber ich merke in meiner Umgebung, und an mir selbst, dass es ein größeres Bewusstsein dafür gibt, wie und wo unsere Kleidung produziert wird. Der Erfolg von Marken wie Everlane, Edun oder Reformation zeigt, dass es nachhaltige Mode gibt, die nicht nach selbstgestrickt aussieht. Ich finde es auch ein gutes und nötiges Zeichen, dass sich etablierte Marken wie Filippa K. oder Acne in diese Richtung engagieren. Es ist tatsächlich gar nicht so schwer, weniger, aber besser einzukaufen. Oder sich darüber zu informieren, welche guten Labels es gibt, z.B. auf der wirklich empfehlenswerten Seite fairaporter.com von Alex Bohn.

 

Welches Outfit war ihr größter Fauxpas?

Wenn ich mich recht erinnere, alle zwischen 1999 und 2002, meine Studentenzeit. Im Grunde glaube ich aber nicht daran, dass man in der Mode viel falsch machen kann. Na schön, ich würde im Leben keine Crocs tragen. Man lernt allerdings viel über seinen eigenen Stil, wenn man ab und zu auch mal danebengreift. Mir gefällt, wie Aino Laberenz es in „Stilvoll“ sagt: „Ich denke manchmal, dass ich meinen Stil noch gar nicht gefunden habe. Und eigentlich finde ich das schön. Es birgt die Chance, sich immer wieder neu zu entscheiden.“

 

Mit welchem Outfit retten Sie schlechte Tage?

Mit einem gestreiften Hemdkleid von Rika und weinroten Sandaletten von Céline. Beidem können nicht mal Montage was anhaben.

 

Welche drei Gegenstände haben Sie immer in Ihrer Tasche?

Handy, Lippenstift TOR von Uslu Airlines, Kekse für meinen Zweijährigen.